Jerusalem - Zu Beginn der Räumung der jüdischen Siedlungen im Gazastreifen und vier weiteren im Westjordanland werden die Bewohner zunächst aufgefordert, freiwillig zu gehen. Sollten sie sich weigern, werden die Streitkräfte sie mit Gewalt zur Räumung zwingen. Im Folgenden der erwartete Ablauf des israelischen Abzugs:

- Etwa 55.000 israelische Polizisten und Soldaten werden an der Räumung der 8.000 jüdischen Siedler im Gazastreifen und weiteren 500 im Westjordanland beteiligt sein. Die Sicherheitskräfte wurden auf ihren Einsatz intensiv vorbereitet.

- Die Truppen werden in sechs konzentrischen Kreisen in und um den Gazastreifen stationiert. Die unbewaffneten Soldaten des inneren Rings werden direkten Kontakt mit den Siedler haben, während die anderen Angriffe von palästinensischen Extremisten und jüdischen Demonstranten verhindern sollen.

- Die Räumung der 21 Siedlungen im Gazastreifen und vier weiteren im Westjordanland soll nach Schätzungen etwa drei Wochen dauern. Am jüdischen Sabbat, also zwischen Sonnenuntergang am Freitag und Sonnenuntergang am Samstag, ruht die Evakuierung.

- Am Montag sollten die Soldaten zunächst zu den Siedlern gehen und sie darüber informieren, dass sie ihre Häuser innerhalb von 48 Stunden verlassen müssen. Die Zwangsräumungen beginnen am Mittwoch. Die Behörden hoffen, dass möglichst viele Siedler diese Zeit nutzen werden.

- Wer vor Beginn der Zwangsräumungen geht, kann in seinem eigenen Auto fahren und hat Anspruch auf die volle Entschädigung durch die israelische Regierung. Die Streitkräfte helfen beim Packen, die Siedler können all ihren Besitz mitnehmen.

- Ab Mittwoch werden unbewaffnete Einheiten von je 17 Soldaten und Polizisten zu den verbliebenen Siedlern gehen und ihnen sagen, dass nach der Entscheidung des israelischen Parlaments ihr Aufenthalt im Gazastreifen nach dem 15. August illegal ist.

- Die Streitkräfte helfen zwar auch den verbliebenen Siedlern beim Packen, jeder Haushalt darf jedoch nur zwei Container füllen. Größere Möbelstücke und Autos müssen eventuell zurückbleiben und könnten zerstört werden. Diese Siedler können auch bis zu einem Drittel der Entschädigung verlieren.

- Die israelischen Streitkräfte werden mehr als eine Siedlung gleichzeitig räumen. Wie viele hängt nach Angaben der Behörden von der Zahl der Siedler ab, die nicht freiwillig gehen.

- Alle Passanten auf den Straßen werden zu Bussen gebracht und aus dem Gazastreifen gefahren. Die Streitkräfte schätzen, dass in den vergangenen Wochen rund 3.000 Gegner des Abzugs in den Gazastreifen gekommen sind.

- Jeweils vier Sicherheitskräfte werden einen Siedler wegbringen. Jeder greift entweder einen Arm oder ein Bein und bringt die Person zu einem wartenden Bus. Soldatinnen werden sich um Frauen und Kinder kümmern.

- Die Sicherheitskräfte vor Ort in den Siedlungen werden keine scharfen Waffen tragen, sondern notfalls Gummigeschosse einsetzen. Wasserwerfer werden bereitstehen.

- Die Soldaten und Polizisten sollen in die Häuser der Siedler einbrechen, wenn sie die Türen nicht freiwillig öffnen.

- Auch 48 Gräber in der Siedlung Neve Dekalim werden verlegt.

- Nach dem Abschluss der Räumung werden die Truppen die Häuser der Siedler einreißen. Dies ist Teil eines Abkommens mit den Palästinensern, die die Bungalows durch mehrgeschossige Häuser ersetzen wollen. Israel wird gefährliche Materialien wie Asbest entsorgen.

- Die Evakuierung soll bis zum 4. September abgeschlossen sein, die Militärstützpunkte spätestens im Oktober geräumt werden.

- Danach werden die Palästinenser das Land übernehmen, die bereits Feiern aus diesem Anlass planen. (APA/AP)