Wien - Klimaanlagen in modernen Passagierjets spielen eine lebenswichtige Rolle. Sie regeln in den eisigen Höhen neben der Temperatur auch den Luftdruck. Angetrieben werden sie über die Turbinen. Ein heißer Luftstrahl wird dazu von den Triebwerken abgeleitet und mit kalter Luft vermischt.

Da dieses System so wichtig ist, wird es gleich doppelt eingebaut, sagte der Cheftechniker der Austrian Airlines (AUA), Walter Hechenberger. Rechts und links im Flugzeugkörper befindet sich das gleiche System, das jeweils von dem entsprechenden Triebwerk versorgt wird. Fällt etwa das linke System aus, schaltet die Klimaanlage automatisch auf den zweiten Luftkreislauf um.

Luftbedingungen von 2.000 Metern Seehöhe

Die Air Condition nutzt dabei die herrschenden Bedingungen aus: Aus den Triebwerken wird ein etwa 250 bis 300 Grad Celsius heißer Strahl abgeleitet, der in einen Wärmekoppler strömt. Dort wird dieser mit Hilfe der kalten Umluft auf 10.000 Metern Höhe auf die gewünschte Bordtemperatur abgekühlt. Mit Ventilen steuert die Anlage den Überdruck. An Bord werden die Luftbedingungen von 2.000 Metern Seehöhe hergestellt.

Sollten beide Klimaanlagen versagen, fallen in der Kabine automatisch die Sauerstoffmasken von der Decke. Diese versorgen die Passagiere etwa zehn bis 15 Minuten mit dem lebensnotwendigen O2, wodurch der Pilot Zeit gewinnt, das Flugzeug auf unter 10.000 Meter Höhe zu bringen, wo die Druck und Sauerstoffbedingungen weniger kritisch sind. Die Masken im Passagierraum werden vollautomatisch ausgelöst, sobald Sensoren einen Druckabfall registrieren. Das Gas wird mit Hilfe einer chemischen Reaktion, die in den Masken stattfindet, gewonnen.

Für die Piloten gibt es für den Fall des Falles eine eigene Versorgung mit Sauerstoff. Die Cockpits verfügen über so genannte Höhen-Atmer, die in Druckflaschen eigens präparierten Sauerstoff bereithalten. Damit ist für Kapitän und Co-Pilot eine längerfristige Versorgung sichergestellt, um das Flugzeug auch über weitere Strecken sicher zu Boden bringen zu können.

Im Fall einer Boeing 737-800, wie sie am Sonntag nahe Athen abgestürzt ist, gibt es vom Hersteller exakt vorgegebene Wartungsroutinen, erklärte Hechenberger. So werde nach jeder Landung eine Sicht-Kontrolle durchgeführt, vor jedem Start testen sich die computergesteuerten Systeme selbst. Daneben gibt es in unterschiedlichen Zyklen genauere Checks. Dies sei "das Minimum", das jede Fluglinie einzuhalten habe. (APA)