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Foto: APA/dpa/Seeger
Wien – "Dass es in der ersten Augusthälfte mehrmals Tagesmitteltemperaturen von 15 Grad und darunter gibt, ist in Österreich schon seit Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen. Allerdings erscheint es uns auch so ungewöhnlich, weil wir in den letzten Jahren verwöhnt waren", kommentiert Ernest Rudel von der Wiener Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) die derzeit in Österreich herrschende "Kältewelle".

Beim Schwammerlsuchen erfroren

Die auch tragische Folgen hat: In der Oststeiermark starb am Montag ein 73-Jähriger an den Folgen seiner schweren Unterkühlung. Der Pensionist war im Bezirk Hartberg Schwammerlsuchen gewesen, hatte sich verirrt und musste die kalte, regnerische Nacht im Freien verbringen. Als ihn ein weiterer Pilzsammler am Montag fand, war er bereits völlig entkräftet.

Bis auf 21 Grad Celsius war auch die Körpertemperatur eines Mannes gesunken, der die Nacht auf Montag vor seinem Haus in Ungerdorf (Bez. Feldbach) gelegen hatte. Er wurde nach seiner Entdeckung von einem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus geflogen und konnte gerettet werden.

Hochwasseralarm in Salzburg und Oberösterreich

Neben der Kälte ist es auch der Dauerregen, der Sorgen macht. Bis zu 93 Liter pro Quadratmeter prasselten am Wolfgangsee innerhalb von 24 Stunden zu Boden. In Salzburg selbst waren es noch immer 83 Liter. Die Konsequenz: Hochwasseralarm. In Salzburg ebenso wie in den oberösterreichischen Städten Schärding und Steyr. Dienstagnachmittag entspannte sich die Situation allerdings.

"Lars" hat Schuld

Schuld am hartnäckigen Mistwetter ist übrigens ein Tiefdruckgebiet namens "Lars". Der Name stammt von einem gewissen Herr Stegemann, der sich an der Feien Universität Berlin eine Wetterpatenschaft gesichert hat. Ob Herr Stegemann derzeit in Österreich weilt, ist unbekannt. Sicher ist nur, dass Tief "Lars" die vergangenen Tage über Ungarn und Ostösterreich verbracht hat und nun langsam Richtung Süden abzieht. Was auch die gute Nachricht ist: Denn Donnerstag und Freitag soll es zumindest wieder 25 Grad bekommen, ehe am Wochenende das Nieseln wiederkehrt.

Den kurzzeitigen Rückkehr zum meteorologischen Normalzustand reicht für Michael Klein vom privaten deutschen Wetterdienst "Donnerwetter" schon aus, um die Verlässlichkeit seiner Langfristprognosen zu demonstrieren. Schließlich hat die Firma heuer erstmals ihre Sommerprognose ins Internet gestellt, mit einer versprochenen 70-Prozent-Trefferquote – und einen heißen August prophezeit. "Der August ist zwar bisher etwas schlechter als gedacht, aber in der zweiten Hälfte sollten die Temperaturen steigen", versucht Klein Mut zu machen. Für den Herbst wird man den brauchen: Laut Donnerwetter wird die zweite Septemberhälfte äußerst kühl. (moe, DER STANDARD Printausgabe, 17.08.2005)