Seine Arbeit betrachtet Robert Rotifer prinzipiell "sehr selbstkritisch" und versucht, "die Sendung besser zu machen, als sie lange war".

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Einen Musikjournalisten nach seinen Lieblingskünstlern zu fragen, ist natürlich gemein. Robert Rotifer beginnt dementsprechend zu ächzen und zu stöhnen, meint, "das sei die schwierigste Frage überhaupt", ringt sich aber nach längeren Geburtswehen doch "ein paar aktuelle Lieblinge" ab: "Peinlicherweise Simon & Garfunkel, Richard Hawleys Album "Coles Corner", das Debüt des britischen Songwriters Bill Fay aus 1969 und "The Wonder Of It All" von Louis Philippe." Uff!

Im Normalfall spricht der 35-Jährige um einiges eloquenter. Nachzuhören auf Radio FM4. Dort betreibt Robert Rotifer abwechselnd mit Eva Umbauer die Sendung "Heartbeat". Daneben kennt man den umtriebigen Journalisten aus vielen Printmedien. Als da wären "der 'Falter', 'profil', die 'Berliner Zeitung', 'Malmoe', das Musikmagazin 'Now'. Kolumnen im 'Indie-Go', für das Schweizer Musikjournalistensyndikat 'Wohrt' und - natürlich - auch auf der FM4- Homepage."

Zuletzt sah man den seit 1997 zuerst in London, nun in Kent wohnenden Vater von zwei Kindern (Emma und Oskar) auch in diversen "ZiBs". Anlässlich der Bombenanschläge in London sprang er kurzfristig als ORF-Korrespondent ein und gab Auskunft über die aktuellen Ereignisse und die Stimmung in der britischen Metropole. Wie war das? Rotifer: "Ohne präpotent sein zu wollen - ganz einfach. Das Schwierigste war, die Passanten hinter der Kamera auszublenden."

Seine Radiokarriere begann, "weil Werner Geier von der Ö3-,Musicbox' mich gelassen hat, nach dem ich meinen Job bei der Jugendzeitung 'Explosiv' verloren hatte und dringend Geld brauchte". So einfach kann's gehen.

Seine Arbeit betrachtet er prinzipiell "sehr selbstkritisch" und versucht, "die Sendung besser zu machen, als sie lange war". Was ihm mit Exklusivinterviews aus London nicht schlecht gelingt. Absichtlich legt er "Heartbeat" gerne "verstiegen" an. Das bedeutet? Rotifer: "Ich versuche wegzukommen vom Aktualitätsgebot, raus aus dem PR-Zyklus, den Neuerscheinungen mit sich bringen. Radio bietet den Luxus, das umgehen zu können. Ich habe das Gefühl, dass Leute, die das eine mögen, sich auch das andere anhören müssen."

Anhören kann man sich Rotifer auch als Vorstand der gleichnamigen Band. Das eben fertig gewordene dritte Album nennt er neben "der Kernfamilie" als Endorphin-Lieferanten. Obligatorische Schlussfrage: Are you at home, baby? Rotifer: "Vor allem am Abend." (Karl Fluch/DER STANDARD, Printausgabe, 16.08.2005)