Michael Krammer: Ich stehe in einem Wechselbad zwischen wirtschaftlicher Betrachtung und Akzeptanz und auf der anderen Seite ist es mir natürlich nicht egal, dass ich den Leuten bei Telering keine Perspektive mehr bieten kann.
STANDARD: Nach dem heftigen Widerstand, der Streikdrohung Ihrer Belegschaft, wie ist die Stimmung jetzt?
Krammer: Nachdem wir am Mittwoch die SMS mit der vollzogenen Unterschrift verschickt hatten, hatte unsere Rezeptionistin Tränen in den Augen.
STANDARD: Diese starke Identifikation mit dem Unternehmen ist ja eigentlich ein Lob an das Management. Woher kommt diese starke Bindung?
Krammer: Schauen Sie, wir waren vor drei Jahren näher am Nichtsein als am Sein. Wir hatten wenig Geld für Marketing und Werbung. Jeder Mitarbeiter war auch Teilzeit-Marketing und -Vertriebskraft.
Die Leute brachten ihre Freunde als Kunden. Im Controlling hat jemand 150 neue Kunden gebracht. Da entstand ein Zusammenhalt nach dem Motto "Wir schaffen das Unmögliche". Das haben wir auch. Wir sind schuldenfrei und sensationell profitabel.
STANDARD: Die Telering-Mannschaft hat mit ihrem Widerstand gegen T-Mobile die Medien heftig bearbeitet. Stimmt es, dass die folgende Ruhe erkauft wurde?
Krammer: Es gibt per Jänner Prämien für Belegschaft und Management gekoppelt an den Unternehmenswert. Die zwölf Monatsgehälter und die kolportieren fünf Millionen für das Management stimmen allerdings nicht. Letztlich ist ja auch die legale Basis für einen Streik weggefallen.
STANDARD: Wie sieht Ihre Zukunft nach dem Closing in drei oder vier Monaten aus?
Krammer: Ich möchte in der Telekombranche bleiben.
STANDARD: Können Sie sich vorstellen, dass mittelfristig von den Strukturen der Telering irgendetwas übrig bleibt? Angesichts des Kaufpreises von 1,3 Milliarden müssen Synergien auf Kosten- und Ertragsseite ja darstellbar gemacht werden . . . auch wenn zunächst einmal nicht eingegriffen wird, das Kalb wird sozusagen geschlachtet, oder?