Früher als geplant hat die italienische Regierung mit dem Teilabzug ihrer Soldaten aus dem Irak begonnen. In einem knappen Kommuniqué teilte das Verteidigungsministerium mit, 136 Angehörige des Elitebataillons San Marco seien "wie geplant nach viermonatigem Aufenthalt nach Italien zurückgekehrt". Das Ministerium weigerte sich, die Meldung zu kommentieren.

Der Sprecher des italienischen Kontingents in Nasiriya war für Journalisten unerreichbar. Italienische Zeitungen rätselten am Wochenende über die Gründe für die Vorverlegung des Truppenabzugs, dessen Beginn von Premier Berlusconi für September angekündigt worden war. Der Corriere della Sera führte die Entscheidung auf den Ablauf des Ultimatums der Terrororganisation "Al Masri-Brigaden" zurück, die Italien am 17. Juli ein "Blutbad" angedroht hatten, würde das Land seine Truppen nicht innerhalb eines Monats abziehen.

Die Tageszeitung La Repubblica vermutete, Italien versuche, den Beginn des Truppenrückzugs als "Routineangelegenheit" darzustellen, um den Bündnispartner USA nicht vor den Kopf stoßen. Rom nutzt derzeit die Übernahme des Oberbefehls über die multinationalen Isaf-Truppen in Kabul zur Verlegung weiterer Einheiten nach Afghanistan, wo Italien sein 1900 Soldaten umfassendes Kontingent aufstocken will. So sollen in Kürze über 100 Hubschrauberpiloten und -mechaniker vom Irak nach Afghanistan verlegt werden. Rom will zudem dem Wunsch der Regierung in Bagdad nachkommen, einen Teil der Soldaten durch zivile Kräfte zu ersetzen, die beim Aufbau eines Gesundheitssystems und beim Schutz antiker Kulturgüter helfen sollen. (DER STANDARD, Printausgabe, 16.08.2005)