Wien – Geprobt wird nicht, doch jede Aufführung folgt Regeln, die nahezu unverändert seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wurden: Am vergangenen Freitag gastierte das renommierte No-Theater im Wiener Museumsquartier; ein über 600 Jahre altes Maskentheater, das 2001 in den Rang eines Unesco-Weltkulturerbes erhoben wurde.

Im Rahmen des kulturellen Austausches mit Japan, der im Jahr 2005 im Zentrum steht, war der No-Auftritt ein Höhepunkt. Zumal die hochstilisierte Kunstform – laut Fujita Rokurobyoe, der die Darsteller auf seiner 400 Jahre alten Flöte begleitet – "kulturübergreifend verstanden" werde: Bei universellen Themen wie Eifersucht und Tod sei es nicht wichtig, dem Text folgen zu können, sondern vor allem, "das Gefühl zu spüren".

Ähnlichkeiten

Fujita selbst ist der österreichischen Musik sehr verbunden. Wie viele andere japanische Künstler auch hat er in Wien Operngesang studiert und sieht Übereinstimmungen zwischen den japanischen Klängen und der Stimmung in den Werken von Anton Bruckner und Richard Wagner. Unterschiede gebe es aber doch: keine Proben etwa – wie gesagt – beim No-Theater; und die Besetzung wird jedes Mal neu zusammengesetzt.

Im heurigen Jahr der Begegnung zwischen EU und Japan fanden in Wien bereits zahlreiche Veranstaltungen statt. Sie vermittelten Einblicke in japanische Architektur, Filme, Kunst und Musik. Auch einen Haiku-Wettbewerb und ein Kirschenhainfest auf der Donauinsel gab es bereits.

Für weitere Austauschmöglichkeiten ist ebenfalls gesorgt: Bis Ende des Jahres können sich Japan-Interessierte im Wiener MAK an Ausstellungen zu moderner Kunst und Ukiyo-e (Farbholzschnitten) erfreuen und die Karate-Europameisterschaft oder ein Konzert des Tokioter NHK Symphonieorchesters im Musikverein besuchen. (kri, DER STANDARD Printausgabe, 16.08.2005)