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Mag er im Vorfeld der Traviata-Premiere ein wenig außerhalb des medialen Interesses gestanden haben, so hat Thomas Hampson während der Aufführung die Dinge zurechtgerückt. Mit welcher Intensität und Schärfe er die Figur des Germont gezeichnet hat, das zeigte, dass diese Produktion nicht über ein Traumpaar (Rolando Villazón und Anna Netrebko), vielmehr über ein Traumtrio verfügt.

Wer die Karriere des amerikanischen Baritons schon ein Weilchen beobachtet, der konnte sich darüber nicht wundern. Seine Fähigkeit, aus einer lyrischen Haltung heraus zu dramatischen Ausbrüchen anzusetzen, macht ihn zu einem der führenden Sänger der letzten Jahre. Ob bei der Staatsopern-Uraufführung von Friedrich Cerhas Der Riese vom Steinfeld oder nur wenige Monate später bei den Salzburger Festspielen als Don Giovanni - Hampsons intelligente, impulsive Rollengestaltung überzeugte.

Doch bei allem Erfolg in diesem Sommer ist es wohl eine der unangenehmsten Phasen in Hampsons Leben als öffentliche Person. Im Zuge der Herberstein-Causa fällt auch sein Name: Hampson, seit 1986 Lebenspartner von Gräfin Andrea Herberstein, ist Teil eines dreiköpfigen Beraterteams der Firma Herberstein gewesen. Honorare flossen. Hampson weist allerdings den Vorwurf erbost zurück, er hätte Honorare bezogen. Das Gegenteil sei der Fall. Eher habe er selbst finanziell ausgeholfen, so Hampson. Schließlich säße er auch in Beiräten "zu hohen Kulturpreisen". Und auch da habe er nie Geld genommen. In der facettenreichen Angelegenheit geht es allerdings nun weiter. Es werden Fragen bezüglich der Rechnungen für Umbauarbeiten in einem Haus in Wien, von dem Hampson (laut Kleiner Zeitung) Mehrheitsanteile besitzen soll, gestellt.

Keine leichte Zeit also für den Amerikaner, zumal die Festspiele noch seiner Dienste bedürfen und er Sorgen nicht brauchen kann. Im News-Interview bekennt er: "Im Moment hätte ich am liebsten eine Hütte in einem Reisfeld in Indonesien." Und er trägt sich schon mit dem Gedanken auszuwandern.

Nun, heimatliche Gefühle würden ihn, der 1981 nach Europa kam, um sein Repertoire zu erweitern und eine Karriere zu starten, wohl an vielen Orten überkommen. Hampson, 1955 in Elkhart/ Indiana geboren, ist an allen großen Opernhäusern der Welt zu Hause sowie ein gefragter Liedinterpret, der sich der wissenschaftlichen Forschung widmet.

Das war auch der Grund, warum er seine Zusage, die Leitung der Salzburger Pfingstfestspiele in der Ära Jürgen Flimm zu übernehmen, zurückzog. Sein Engagement für den amerikanischen Liedgesang - in Kooperation mit der Library of Congress - würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, so Hampson. (DER STANDARD, Printausgabe vom 16.8.2005)