Graz - Definitiv bestätigt wurden am Dienstag zwei Selbstanzeigen in der Affäre rund um den oststeirischen Tierpark Herberstein. Laut Finanzbehörde sind zwei Selbstanzeigen eingebracht worden, von der Familie Herberstein über eine Steuerberatungskanzlei sowie einem Ex-Mitarbeiter der Herberstein OEG.

Die Selbstanzeige, die eine Linzer Steuerberatungskanzlei bei der Finanzbehörde eingebracht hat, ist eine Selbstanzeige im Namen der Familie Herberstein wegen Abgabenhinterziehung, sagte die Sprecherin der Steuer- und Zollkoordination gegenüber dem ORF Steiermark. Die Kanzlei hatte für Dienstag nachmittag eine Medienerklärung angekündigt.

Da der Betrag 75.000 Euro übersteige, werde die Anzeige an die Staatsanwaltschaft Graz weitergeleitet, so die Finanz-Sprecherin. Über den Inhalt gab es keine Auskunft. Der Eingang dieser Anzeige bzw. deren Weiterleitung wurde auch vom Sprecher der Staatsanwaltschaft, Peter Gruber, bestätigt. Die Staatsanwaltschaft hatte schon in der Vorwoche von sich aus die Ermittlungen wegen des Missbrauchs von Förderungen und Abgabenhinterziehung aufgenommen.

Die zweite Selbstanzeige, die eines ehemaligen Herberstein-Mitarbeiters, sei bereits in der Vorwoche bei der Finanzbehörde eingelangt, bestätigte die Finanz-Sprecherin.

Eintrittskarten sollen schwarz verkauft worden sein

Der frühere Geschäftsführer enthüllte Rechnungen für verschiedene Arbeiten in einem Haus in Wien, das dem Bariton Thomas Hampson, also dem Lebensgefährten der Tierparkbetreiberin und Schlossherrin Andrea Herberstein, gehört. Diese Rechnungen aus den Jahren 1996 bis 2000 sollen auf den Groschen genau auf Instandsetzungsarbeiten rund um das historische Schloss umgeschrieben worden seien - und teils sogar als Förderungsnachweis bewilligt worden sein. Darüber hinaus sollen auch Eintrittskarten für den Tierpark schwarz verkauft worden sein.

"Gefahr in Verzug"

Angesichts der vor wenigen Tagen von Hampson und Herberstein geäußerten Erwägungen, ins Ausland zu übersiedeln, meldete Peter Hagenauer von den Grünen Bedenken an. Es herrsche Gefahr in Verzug. "Ich persönlich glaube nicht, dass sie einfach das Land verlassen", glaubt im Gegensatz dazu der ehemalige ÖVP-Landesrat Gerhard Hirschmann im Gespräch mit dem STANDARD. Klar sei jedoch: "Wenn Herr Huber oder Maier in derselben Situation so etwas öffentlich sagen würden, wäre binnen Stunden die Polizei vor ihrer Türe."

Dass Landeshauptfrau Waltraud Klasnic für diese "neue, strafrechtliche Ebene" (Hirschmann) der Causa verantwortlich sei, glaubt der ehemalige Tourismuslandesrat nicht. "Aber es bleibt unbegreiflich, dass die Idiotentruppe um die Frau Landeshauptmann so wenig Gespür hat, dass sie ihr zu weiteren Förderungen geraten hat, während der Rechnungshof bereits prüfte." (APA/Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.8.2005)