Ein Zwölfjähriger hat den verheerenden Wohnhausbrand in Berlin verursacht, bei dem vor einer Woche neun Menschen ums Leben kamen. Der Bub habe beim Zündeln einen Kinderwagen in Brand gesetzt und das Feuer anschließend nicht mehr kontrollieren können, teilte die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Der Bursch stammt aus einer deutsch-polnischen Familie. Mehrere seiner Verwandten kamen bei dem Brand ums Leben.

Der neunjährige Bruder des Buben hat die Tat laut Staatsanwaltschaft zwar beobachtet, war aber nicht direkt beteiligt. Beide Kinder sind noch nicht strafmündig. Das Verfahren gegen sie wird deshalb eingestellt. Gegen die Mutter und ihren Lebensgefährten wird ein Ermittlungsverfahren wegen Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet.

Neun Todesopfer

Das Feuer war in der Vorwoche am Montag gegen 23.00 Uhr entzündet worden. Der Zwölfjährige zündelte nach Erkenntnissen der Ermittler unbeaufsichtigt mit Papier im Erdgeschoss des Treppenhauses. Sein Bruder kam erst später dazu. Nachdem der Brand außer Kontrolle geraten war, liefen beide ins Hinterhaus und alarmierten die Bewohner.

Die Feuerwehr traf 15 bis 20 Minuten nach Ausbruch des Feuers ein. Bei den Todesopfern handelte es sich um vier Kinder im Alter von zwei bis elf Jahren, eine 17-jährige Jugendliche und vier Erwachsene.

Nach Angaben von Staatsanwaltschaft und Polizei leugnete der Bub zunächst und gab sie erst am Montag in einer Vernehmung zu. Der Zwölfjährige habe schon öfters gezündelt, es handle sich aber nicht um einen "Intensivtäter". Der Leiter des Branddezernats der Polizei, Michael Havemann, wies darauf hin, dass von den 2.800 Bränden in Berlin im vergangenen Jahr 160 von Kindern verursacht worden seien.

Enorme Kosten für die Eltern

Beide Kinder sind derzeit in der Obhut von Verwandten und werden vom zuständigen Jugendamt betreut. "Diese Kinder waren und sind traumatisiert", sagte Havemann.

Oberstaatsanwalt Karl-Heinz Dalheimer erklärte, das Verfahren gegen die Mutter und ihren Lebensgefährten werde sich "hauptsächlich im zivilrechtlichen Bereich" bewegen. "Da werden schon enorme Kosten auf die Eltern zukommen", sagte er. Er gehe aber nicht davon aus, dass sie in der Lage sein werden, für den Schaden aufzukommen. (APA/AP)