Foto: Christoph Winder
Es ist nicht noch nicht allzu lange her, da beschlossen die Stadtväter von Bregenz, die schöne Vorarlberger Metropole gewaltig zu reformieren. Sie ließen den Bahnhof kurzerhand abreißen und ein paar hundert Meter entfernt wieder aufbauen, und dort, wo der Bahnhof zuvor gestanden war, da errichteten sie ein prachtvolles Stadtentwicklungsgebiet, dem es auch an einer Fuzo nicht fehlte. Inmitten dieser Fuzo klotzten sie aber einen bombastischen Gebäudequader zwischen Kaiserstraße und Bodenseeufer und ließen diesen so wunderbar mit rosaroter Farbe anstreichen, dass der Quader fürderhin im Stadtbild erglänzte wie ein riesenhafter Fleischklotz. Die Bregenzer Bürger aber, die den Fleischklotz sahen, nannten ihn sogleich den "Leberkäs", und diesen Namen trägt er noch heute. Auch andere Stadtbewohner versehen architektonische Meisterleistungen wie den Leberkäs mit liebevoll-entlarvenden Bezeichnungen: Das Bundeskanzleramt in Berlin heißt "Waschmaschine" und der Womacka-Brunnen auf dem Alexanderplatz "Nuttenbrosche". Von allen Gebäudespitznamen, die ich kenne, halte ich aber den Leberkäs aber immer noch für einen der treffendsten: Ein Wort zum Hineinbeißen.