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Colombia International Airport: Zwei Frauen warten in Angst auf Nachrichten eines Angehörigen, der sich als Flugbegleiter in der Unglücksmaschine befunden haben soll

Foto: EPA/Kena Betancur
Buenos Aires/Caracas/Machiques - Nur zwei Tage nach dem mysteriösen Flugzeugabsturz bei Athen mit 121 Toten hat sich am Dienstag schon wieder ein schweres Flugunglück ereignet. In Venezuela starben alle 160 Menschen an Bord einer kolumbianischen Chartermaschine, die im Nordwesten des Landes am Boden zerschellte.

Der Pilot hatte in einem Notruf am frühen Morgen von Problemen mit beiden Triebwerken der McDonnell Douglas MD-82 berichtet und um die Genehmigung für eine Notlandung gebeten. Dann brach der Funkkontakt zu der Maschine mit der Kennung HK-4374 jedoch ab. Den Suchtrupps gelang es, zunächst 40 Leichen zu bergen. Auch der Flugschreiber sei gefunden worden.

Treibstoffprobleme als Absturzursache ausgeschlossen

Nach dem Flugzeugabsturz in Venezuela haben die Ermittler eine Verunreinigung des Treibstoffs als Ursache ausgeschlossen. Das teilte die Luftfahrtbehörde von Panama mit, wo die Chartermaschine mit Urlaubern von der französischen Karibikinsel Martinique gestartet war. Es hatte Spekulationen über Probleme mit dem Treibstoff gegeben, da der Pilot den Ausfall beider Triebwerke der MD-82 gemeldet hatte. Alle 160 Menschen an Bord starben, als der Jet der kolumbianischen Fluggesellschaft West Caribbean Airlines am Dienstag in der Umgebung von Machiques im westvenezolanischen Staat Zulia zerschellte.

"Wir haben keinerlei Verunreinigungen im Treibstoff gefunden", sagte Behördenchef Tomas Paredes. Eine Frachtmaschine der DHL habe den gleichen Treibstoff für einen Flug nach Miami getankt und keinerlei Probleme gehabt. Parades sagte, die MD-82 sei in Panama nicht gewartet worden, weil der Pilot nicht darum gebeten habe.

Ein früherer Mitarbeiter der US-Verkehrssicherheitsbehörde, Peter Goelz, hatte zuvor gesagt, die Ermittler sollten überprüfen, ob der Treibstoff verunreinigt gewesen sei. "Es ist nicht ungewöhnlich, ein Triebwerk zu verlieren. Es ist ungewöhnlich, beide zu verlieren."

Die Rettungskräfte bargen Dutzende Leichen und stellten einen der beiden Flugschreiber sicher. Der Stimmenrekorder sei noch nicht geborgen worden, erklärte der Leiter der Rettungsteams, Javier Perez. Der venezolanische Innenminister Jesse Chacon sagte, die Ermittler gingen davon aus, dass der Jet nach dem Ausfall der beiden Triebwerke jede Minute gut zwei Kilometer Höhe verloren habe.

An Bord des Flugzeugs befanden sich 152 Touristen, darunter ein 21 Monate altes Kleinkind, und acht kolumbianische Besatzungsmitglieder. Alle Reisenden waren französische Staatsbürger aus Martinique, die von einem einwöchigen Urlaub zurückkehren wollten.

Der französische Staatspräsident Jacques Chirac sprach von einer "schrecklichen Katastrophe". Verkehrsminister Dominique Perben erklärte, die Fluggesellschaft biete seit dem Frühjahr Charterflüge zwischen Panama und Martinique an. Die Maschine sei seit Mai zwei Mal von französischen Behörden überprüft worden, dabei sei nichts Ungewöhnliches festgestellt worden.

Die Flugsicherheitsbehörde von Panama erklärte, das Flugzeug habe genug Treibstoff für den dreistündigen Flug getankt. Ein Sprecher der Fluggesellschaft, John Ospina, sagte, vor zwei Wochen sei die Maschine mehrere Stunden lang repariert worden, während Reisende darauf warteten, an Bord gehen zu können. Er wisse nicht, welches Problem damals aufgetreten sei. Die MD-82 habe am Montagabend vor ihrem Abflug nach Panama alle Sicherheitsüberprüfungen bestanden.

West Caribbean Airways nahm 1998 den Flugbetrieb auf. Im März war ein zweimotoriges Kleinflugzeug der Gesellschaft direkt nach dem Start von der kolumbianischen Insel Providencia abgestürzt. Acht Insassen kamen dabei ums Leben, sechs wurden verletzt.(APA/dpa)