Heidelberger Dopingexperte Werner Franke

Foto: DKFZ Heidelberg
Heidelberg/Helsinki - Der deutsche Dopingexperte Werner Franke hält die Dopingkontrollen des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF für eine reine Farce. Franke behauptet, Labors zu kennen, die nach der spektakulären BALCO-Affäre in den USA weiter den Markt beliefern. "Ich habe Beweise und gerichtliche Akten in den Händen", behauptet der schon in vielen Doping-Prozessen erfolgreiche Heidelberger. Ein amerikanisches und ein osteuropäisches Labor kenne er namentlich, er wisse über deren Aktivitäten Bescheid.

"Voller Verachtung für den Verband"

Dass bei den Weltmeisterschaften in Helsinki nur die unbekannte indische Diskuswerferin Neelam Jaswant Singh des Dopingkonsums überführt wurde, erstaunt Franke nicht: "Das Kontrollsystem der IAAF war und ist ineffizient, weil der Weltverband keine effizienten Kontrollen will. Ich bin voller Verachtung für den Verband."

Franke kritisiert vor allem den Termin der Kontrollen. "400 Trainingskontrollen sollen vor dem Wettkampf durchgeführt worden sein. Die meisten Athleten reisten erst drei Tage vorher an. Die Kontrollen kamen also viel zu spät. Sie hätten eine Woche vorher stattfinden müssen, bei Steroiden auch mehrere Wochen vorher. Während des Wettkampfs hat heute keiner mehr unsauberen Urin." In den USA und anderen Ländern gebe es heute wie früher in der DDR Ausreisekontrollen. "Wer nicht clean ist, startet nicht. Die Athleten werden von ihren Labors richtig eingestellt."

Beweise für Dopingkonsum

Franke hat sich gemäß eigenen Aussagen von der US-Steuerbehörde Kopien von E-Mails beschafft, die zwischen Athleten und ihren Labors verschickt wurden und den Dopingkonsum belegen. Laut Franke gibt es heute etliche andere Designerdrogen, deren Zusammensetzung noch nicht bekannt sei, und die deshalb nicht auffallen würden. "Die ganze Kontrolliererei ist eine Farce. Man weiß, wie man positive Befunde vermeidet." (APA/SIZ)