Bild nicht mehr verfügbar.

Gewächshaus in Gush Katif.

Foto: REUTERS/Nir Elias
Wien/Gaza - Während die Häuser der Siedler nach dem israelischen Abzug abgerissen werden, um für größere palästinensische Wohnanlagen Platz zu schaffen, sollen die meisten der 1100 Gewächshäuser im Gazastreifen intakt an die Palästinensische Autonomiebehörde übergeben werden. Für die wirtschaftliche Entwicklung des Gazastreifens ist das von enormer Bedeutung: Allein die Treibhäuser von Gush Katif, dem größten Siedlungskomplex, brachten jährlich einen Umsatz von 60 Millionen Euro.

Die Einigung zwischen Palästinensern und Israeli machte allerdings Mühe. Monatelang suchte der frühere Weltbank-Chef James Wolfensohn, der im Auftrag des Nahost-Quartetts den Wiederaufbau im Gazastreifen unterstützt, nach einer dritten Partei, die in das Geschäft mit den Gewächshäusern einsteigt. Erst vergangenen Freitag, wenige Tage vor der Räumung der Siedlungen, wurde ein Vertrag über den Verkauf der Gewächshäuser unterzeichnet, und Wolfensohn griff mit 400.000 Euro aus seinem Privatvermögen selbst ein, um die Übergabe an die Palästinenser zu retten.

Insgesamt werden die Siedler nun 11,2 Millionen Euro an Entschädigungszahlungen erhalten. Das Geld stammt nach Informationen der Financial Times von US-amerikanischen und jüdischen Spendern. In den Gewächshäusern werden auf mehr als 400 Hektar Gemüse - vor allem Tomaten -, Früchte, Blumen und Saatgut produziert. Ohne gleichzeitige Erleichterungen für den palästinensischen Warenhandel, seien sie aber wertlos, sagen Vertreter der Autonomiebehörde; auch die Weltbank sieht das ähnlich. Die Ausfuhren aus dem Gazastreifen werden durch Israel strikt überwacht. Exporteure mussten bisher oft tagelange Wartezeiten hinnehmen. (András Szigetvari/DER STANDARD, Printausgabe, 17.8.2005)