Geschlechterpolitik
110 Millionen Kinder haben keine Chance auf Bildung
Besonders schlimm ist die Situation laut UNICEF für Mädchen
Wien - Weltweit sind immer noch rund 110 Millionen Kinder vom Schulunterricht ausgeschlossen,
bemängelte das Kinderhilfswerk UNICEF am Dienstag. Um diesem Missstand zu
begegnen, organisiert das International Consultative Forum on Education für All (EFA Forum) vom 26. bis zum
28. April in Dakar (Senegal) das Welt-Bildungsforum. Das EFA Forum wurde von verschiedenen
UNO-Organisationen, darunter UNESCO und UNICEF sowie der Weltbank gegründet.63 Prozent der AnalphabetInnen sind Frauen
Besonders schlimm ist die Situation laut UNICEF für Mädchen; sie stellen zwei Drittel der Kinder, die von jeder
Schulbildung ausgeschlossen sind. Die Situation hat sich in den vergangenen Jahren nur minimal verbessert.
So gab es 1990 noch 127 Millionen Kinder ohne Möglichkeit einer Schulausbildung, 1998 waren es 113
Millionen. Angesichts einer Weltwirtschaft von 30 Billionen Dollar seien diese Zahlen unentschuldbar,
betonte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy. Insgesamt schätzt die UNESCO die Zahl der AnalphabetInnen weltweit
auf 993 Millionen, 63 Prozent davon sind Frauen.
Einige tausend EntscheidungsträgerInnen aus 180 Ländern - darunter die Präsidenten von Ägypten, Nigeria,
Senegal und Uganda - werden am Welt-Bildungsforum teilnehmen. Auf dem Programm stehen fünf
Schlüsselbereiche: "Förderung der Entwicklung von Kleinkindern", "Ausgeschlossene Kinder", "Bildung für
Mädchen", "Bildungsqualität" und "Schulbildung in Kriegs- und Krisengebieten".
Bellamy hofft, dass die Konferenz in Dakar das Engagement für Schulbildung wieder verstärkt. Während der
neunziger Jahre sei man mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert gewesen, vor allem mit Aids, Kriegen,
Naturkatastrophen und - allen voran - der steigenden Armut in vielen Teilen der Welt.
Es gibt aber auch positive Beispiele, etwa die UNICEF-Ausbildungsprogramme. So habe sich die
Einschulungsrate von Mädchen zwischen 1997 und 1998 im Tschad durch das UNO-Engagement vervierfacht,
die Rate der SchulabbrecherInnen sei von 22 auf neun Prozent gesunken. In Liberia unterstützt ein Projekt 15.000 bis
20.000 Kinder, die wegen des Bürgerkrieges nicht zur Schule gehen konnten. In Mexiko-City gibt es das
sogenannte Baumhaus, einen Ort, an dem Kinder über ihre Rechte lernen können und Hilfe erhalten, wenn
diese Rechte verletzt wurden. (APA)