Romantik à la Bollywood: Superstar Shah Rukh Khan (links) und Preity Zinta

Foto: Polyfilm
Die Liebe überschreitet singend und tanzend Grenzen und Familienbande: Das opulente indische Melodram "Veer & Zaara - Die Legende einer Liebe" von Yash Chopra bringt große Gefühle und reichlich Farbe ins sommerliche Alltagsgrau.


Wien - Eine Verkettung von Verpflichtungen steht dem Glück von Zweien entgegen. Zwischen den Verbindlichkeiten gegenüber anderen und den eigenen Gefühlen entsteht ein Konflikt - ein solches, ebenso fein wie undurchdringlich gesponnenes Netz aus Abhängigkeiten wird in Veer & Zaara allmählich ausgebreitet.

Jede Figur ist gefangen in Loyalitätskonflikten - Zaara (Preity Zinta) beispielsweise hat ihrer sterbenden Amme ein Versprechen gegeben. Um dieses zu erfüllen, muss sie allerdings ihre Familie und vor allem ihren Vater hintergehen. Sie muss die Landesgrenze von Pakistan nach Indien überschreiten und eine Weihestätte betreten, zu der sie als Andersgläubige eigentlich keinen Zutritt hat.

Dass sie einander begegnen, Zaara, die Tochter eines pakistanischen Politikers, und der Hindu Veer (Shah Rukh Khan), der als Geschwaderführer Rettungseinsätze fliegt, ist sozusagen Schicksal und von Anfang an von besagten Fragen der Loyalität überschattet: Zaaras Bus hat unterwegs einen Unfall, Veer ist unter den Helfern. Er begleitet sie, nimmt sie mit zu seinen Zieheltern, will ihr "sein Land" näher bringen, das doch genau wie ihres ist - so das Lied dazu - und irgendwann zeigt das einander Umsingen und -tanzen natürlich Wirkung und die beiden haben sich verliebt.

Aber Zaara ist einem anderen versprochen. Die Väter der beiden Brautleute haben die Verbindung ausgehandelt, um damit nichts weniger als den Fortbestand ihrer Dynastien und die politische Zukunft des Landes zu sichern. Die Liebe von Veer und Zaara ist also von Anbeginn ein Ding der Unmöglichkeit.

Liebe singt

Veer & Zaara - Die Legende einer Liebe/Veer-Zaara ist dementsprechend großes Melodram. Selbst die Figuren im Film können die intensiven Gefühle der beiden Titelhelden und die daraus resultierenden Handlungen kaum fassen. Und worüber man nicht zu sprechen weiß, das bricht sich dann möglicherweise in Liedern seine Bahn. In opulent ausgerichteten, ausgedehnten musikalischen Nummern, die zumindest in Andeutungen physische Nähe erlauben und die diesem Kino auch für ein westliches Publikum seine Besonderheit und seinen Reiz verleihen.

Eine andere Besonderheit ist, dass Regisseur Yash Chopra, ein Veteran des indischen Films, der als Produzent Kassenschlager lieferte und als Regisseur mit etwas eigenwilligeren Arbeiten (zuletzt etwa Dil to pagal hai) gleichfalls reüssierte, hierfür auf Kompositionen von Madan Mohan zurückgreift. Einige der Lieder hat Lata Mangeshkar eingesungen, die den Bollywood-Heroinen seit den 40er-Jahren ihre unverkennbare Stimme leiht. Nicht nur deshalb ist Veer & Zaara allerbeste Wertarbeit.

Dazu kommt noch eine weitere erzählerische Ebene: Die Geschichte von Veer und Zaara wird dem Publikum in Form von Rückblenden nach und nach enthüllt. Die Rahmenhandlung dazu bilden die Gespräche zwischen dem seit Jahren in Pakistan inhaftierten Veer und einer jungen Anwältin, die seinen Fall neu aufrollen will.

Auch hier beginnen wieder größere Zusammenhänge zu greifen - für die Anwältin steht mit ihrem ersten Fall nichts weniger als die Anerkennung weiblicher Juristen durch ein männlich dominiertes Rechtswesen auf dem Spiel. Wie sich das alles über gut drei Stunden zuspitzt, ist sehenswert. Worauf es schließlich hinausläuft, nicht minder. Nur verraten wird es hier nicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17. 8. 2005)