Rom - Auf den italienischen Autobahnen geht die Angst um: Unbekannte haben einen 40 Kilo schweren Stein von einer Autobahnbrücke in der Nähe von Cassino, südlich von Rom, auf einen Wagen geworfen und dabei einen Autofahrer getötet. Die Staatsanwaltschaft der Stadt Frosinone, die die Untersuchung führt, vermutet eine Bande Jugendlicher hinter dem Todesfall. Indiskretionen zufolge sucht die Polizei nach fünf Jugendlichen, die vermutlich betrunken waren. Nach einigen Teenagern in Cassino wird bereits gefahndet.

Der Turiner Natale Gioffre war in der Nacht auf Samstag bei einem Unfall ums Leben gekommen, nachdem Unbekannte den Stein auf die Autobahn geworfen hatten. Der Mann, der auf der Autobahn Rom-Neapel in der Nähe von Cassino mit seiner Familie unterwegs war, hatte vergeblich versucht, auszuweichen: Nach dem Aufprall sei das Auto ins Schleudern gekommen, habe sich mehrmals überschlagen und sei schließlich außerhalb der Fahrbahn zum Stehen gekommen. Der Lenker war sofort tot, Gioffres 13-jähriger Sohn dagegen kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die Ehefrau und die Tochter des Opfers trugen leichtere Verletzungen davon. Der aus Kalabrien stammende Gioffre wurde am Mittwoch beerdigt.

"Motiv: Langeweile"

Die Behörden riefen die Bevölkerung von Cassino auf, bei den Ermittlungen mitzuhelfen. Das Motiv für die Tat dürfte Langeweile gewesen sein. "Die Jugendlichen haben keine Zukunftsperspektiven. Straße, Bar und Discothek - das ist ihr Leben ", meinten Psychologen. "Sie haben zu viel Freizeit, mit der sie nichts anzufangen wissen. Die vorherrschenden Werte sind Geld, Sex und Vergnügen. Und dahinter steht fast immer eine problematische Familiensituation, ein unter erzieherischen Gesichtspunkten meist nicht existenter Vater", so die Experten.

Angst vor Nachahmungstätern

Aus Furcht vor Nachahmungstätern will die Polizei die Kontrollen auf den Autobahn-Überführungen verschärfen. Am Dienstag etwa wurden in Bologna fünf Teenager im Alter von elf bis 13 Jahren dabei ertappt, wie sie nasse Erdklumpen auf fahrende Autos warfen. Einige Wagen wurden dabei beschädigt. Die fünf wurden geschnappt und in die Polizeizentrale geführt. "Wir wollten nur spielen", rechtfertigten sich die Kinder.

Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren zu solchen Zwischenfällen auf italienischen Autobahnüberführungen. Zu Weihnachten 1996 hatten fünf junge Männer - vier Brüder und ihr Cousin - einen drei Kilogramm schweren Stein von einer Autobahnbrücke in der Nähe von Alessandria auf ein Auto geworfen und dabei die Lenkerin getötet. Der 31 Jahre alte Frau war bei dem Aufprall der Schädel gespalten worden. Die Täter waren von 26 bis 32 Jahre alt. Das Schwurgericht in Alessandria, die sie zu 27 Jahren Haft verurteilte, sprach bei seinem Urteil von einem bewussten "Spiel mit dem Tod". (APA)