Wien/Villach (APA) - Der an der Zürcher Börse notierte Villacher Halbleiterausrüster SEZ verlagert nach einem Ergebniseinbruch im ersten Halbjahr 2005 Teile seiner Produktion nach Osteuropa. Der Konzern will damit rund 10 Mio. Franken (6,44 Mio. Euro) einsparen und die im zweiten Quartal auf nur noch 2 Prozent gesunkene Gewinnmarge (EBIT) zu Jahresende wieder auf rund 10 Prozent anheben. Jobs in Österreich sind durch die Sparmaßnahmen aber nicht gefährdet, versicherte SEZ-Vorstand Kurt Lackenbucher am Mittwoch im Gespräch mit der APA.

Dass das Betriebsergebnis (EBIT) in ersten sechs Monaten auf 6 Mio. Franken und damit auf ein Viertel des Vorjahresniveaus (23,9 Mio. Franken) abgerutscht ist, führt Lackenbucher auf einen "fast irrationalen Preiskampf" mit Produzenten älterer Technologien und gestiegene Kundengewinnungskosten zurück. Schon im laufenden Quartal würden sich aber die Einsparungen positiv auswirken. Mit einer tatsächlichen Ergebnisverbesserung rechnet der Konzernmanager aber wegen anhaltend hoher Werbekosten erst im vierten Quartal. Um neue Technologien zu etablieren, sollen bis Jahresende noch zwei bis drei Maschinen gratis ausgeliefert werden.

Rückgang der Ertragskraft

Für das Gesamtjahr 2005 erwartet der SEZ-Vorstand daher dennoch einen Rückgang der Ertragskraft von im Vorjahr 11 Prozent auf heuer rund 4 Prozent. EBIT-Margen von 20 Prozent wie noch vor fünf Jahren seien unter der gegebenen Marktsituation und angesichts der anhaltenden Dollar-Schwäche im Moment nicht möglich, betonte Lackenbucher. Der Umsatz soll dagegen trotz eines zuletzt spürbar rückläufigen Auftragseingangs heuer stabil bleiben. Nach einem Anstieg um rund 7,5 Prozent auf 156,4 Mio. Franken im Halbjahr geht Lackenbucher im Gesamtjahr zumindest von rund 300 (2004: 305) Mio. Franken Nettoerlös aus.

Punkten will SEZ vor allem mit einer neuen Nassreinigungsanlage für Chip-Platten namens Da Vinci. Im Gegensatz zu früheren Konkurrenztechniken, wo mehrere Chip-Platten gleichzeitig gereinigt wurden, setzt SEZ auf ein Einzelscheiben-Reinigungssystem. Trotz Preisdrucks durch die alten Technik-Produzenten, sei die Einzelscheiben-Reinigung nicht aufzuhalten, meint Lackenbucher.

Von derzeit 25 Prozent am 1,5 Mrd. Dollar (1,2 Mrd. Euro) schweren Gesamtmarkt für Chip-Reinigungssysteme werde die Einzelplattenreinigung ihren Anteil mittelfristig auf 40 Prozent ausbauen, ist der SEZ-Manager zuversichtlich. SEZ hält bei der Einzelplattenreinigung wiederum derzeit einen Marktanteil von 60 Prozent.

Ein größerer Teil der Komponenten für die neue Da Vinci-Technik soll vor allem in der Slowakei produziert werden. Die Endfertigung wird aber weiterhin in Villach erfolgen, betonte Lackenbucher weiter. SEZ habe dafür seinen Personalstand in Villach bereits in den vergangenen Monaten um 20 bis 30 Mitarbeiter auf 450 Mitarbeiter aufgestockt. "Mit Sicherheit" würden noch weitere neue Arbeitsplätze dazukommen, versprach der Manager. Wie viele, wollte er noch nicht sagen.

Heimische Zulieferer betroffen

Nicht ganz so rosig sieht es für die bestehenden heimischen Zulieferer aus, durch die SEZ in der Region bisher indirekt noch einmal rund 200 Jobs gesichert hat. Mehr als 50 Prozent der Neuaufträge entfallen bereits auf die neue Da Vinci-Technik. Zunehmend werden daher alte Systeme substituiert. SEZ habe "tunlichst versucht, auch die Beziehungen mit den Zulieferern in der Region aufrecht zu erhalten". Es könne aber sein, "dass der eine oder andere Zulieferer in die Region künftig weniger Aufträge gewinnen wird", so Lackenbucher.

An der Schweizer Börse überwog am Mittwoch eher die Enttäuschung über die schwachen Halbjahreszahlen als die Freude über das angekündigte Sparprogramm. Die SEZ-Aktie gab bis zu Mittag um 3,6 Prozent auf 32,30 Franken nach. Analysten zeigten sich uneinig. Während das Bankhaus Julius Bär den schwachen Ergebnissen wenig Bedeutung beimisst und an die angekündigte Kostenreduktion durch die Verlagerung in Billiglohnländer glaubt, ist die Züricher Kantonalbank (ZKB) dagegen "unverändert beunruhigt" über die Profitabilitätsentwicklung der SEZ-Gruppe und wird ihre Vorhersagen für das Unternehmen wahrscheinlich reduzieren. (APA)