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Foto: EPA/Alejandro Mejias
Caracas - Nach dem Absturz eines kolumbianischen Passagierflugzeugs in Venezuela rätseln die Ermittler weiter über die Ursachen des ungewöhnlichen Ausfalls gleich beider Triebwerke der Chartermaschine. Hinweise erhoffen sie sich vom Flugschreiber der Maschine vom Typ MD-82 des Billig-Anbieters West Carribean Airways, der inzwischen in dem unwegsamen Absturzgebiet an der Grenze zu Kolumbien gefunden wurde.

Von den Daten der Black Box sollen erste Erkenntnisse über die technischen Probleme der Maschine gewonnen werden. Bis Mittwochfrüh (Ortszeit) waren nach Angaben des venezolanischen Innenministers Jesse Chacon 135 der insgesamt 160 getöteten Insassen geborgen.

Keine Mängel entdeckt

Unter Experten gilt der Ausfall von gleich zwei Triebwerken eines Flugzeugs als sehr seltener Fall. Die Inspektionen der zweistrahligen Maschine seien ordnungsgemäß erfolgt, sagte der Interims-Chef der Luftfahrtbehörde von Martinique, Raymond Dupont, im Radio. Der französische Verkehrsminister Dominique Perben hatte zuvor in Paris gesagt, die Unglücksmaschine sei seit dem Frühjahr zwei Mal von den französischen Behörden auf den Antillen überprüft worden. Dabei seien keine Mängel entdeckt worden.

Eine Sprecherin der finanziell schwer angeschlagenen Fluggesellschaft sagte der Nachrichtenagentur AFP, bis zum Wochenende seien alle Flüge gestrichen. Sanktionen gegen West Carribean Airways seien bisher nicht geplant.

Bergung wird noch zwei Tage dauern

Die Bergung weiterer Opfer und die Suche nach der zweiten Black Box gestaltet sich nach Angaben von Behördenvertretern wegen des sumpfigen Geländes schwierig. Der Chef des venezolanischen Zivilschutzes, Antonio Rivero, rechnete damit, dass die Bergung mindestens noch zwei weitere Tage dauern werde. Die Ermittler werden von französische Experten unterstützt.

Die Präfektur von Martinique bestätigte unterdessen, dass 152 Fluggäste an Bord der Maschine waren. Nach einer endgültigen Liste stammten sie alle von der zu Frankreich gehörenden Insel. Eine Passagierin hatte sich in letzter Minuten gegen die Reise entschieden. Die achtköpfige Crew kam aus Kolumbien. Co-Pilot David Munoz war erst 21 Jahre alt. Sein Vater sagte Journalisten, der begeisterte Pilot habe schon "mehr als tausend Flugstunden" hinter sich gehabt.

Die Maschine war auf dem Weg von Panama nach Martinique, als der Pilot in den frühen Morgenstunden wegen des Ausfalls eines Triebwerks einen Notruf abgab und Landeerlaubnis für den Flughafen von Maracaibo erbat. Minuten später fiel auch das zweite Triebwerk aus. Das Flugzeug stürzte im Westen Venezuelas ab.

Bereits im März kleineres Flugzeug abgestürzt

Bereits im März war ein kleineres Flugzeug der West Carribean Airways abgestürzt. Dabei waren zwei Crewmitglieder und sechs von zwölf Passagieren gestorben. Nach Angaben der zivilen Luftfahrtbehörde aus Bogota mussten daraufhin für Instandhaltungsmaßnahmen alle Maschinen der Airline im Juli für eine Woche am Boden bleiben. West Carribean Airways war im Jahr 1988 als Charter-Fluggesellschaft gegründet worden und nach dem Verkauf an eine Gruppe kolumbianischer Geschäftsleute im Jahr 2000 zu einem Anbieter von Billigflügen geworden. Die Gesellschaft verfügte bis zu dem Absturz über drei Düsenjets. (APA/AFP)