Wien - Die spanische Polizei hat einen Lotterie-Betrügering ausgehoben, der weltweit tausende Menschen um insgesamt 100 Millionen Euro betrogen haben soll. Auch in Österreich suchten die Verdächtigen nach leichtgläubigen Opfern.

Der Betrügerring habe jährlich rund sechs Millionen Briefe in europäische Staaten sowie in die USA, nach Kanada, Australien, Japan und auf die arabische Halbinsel versandt, berichtete die Europäischen Verbraucherberatung Wien am Mittwoch. Allein 2004 sollen den Verdächtigen, die über 400 verschiedene Bankkonten operierten, rund 20.000 Menschen auf den Leim gegangen sein. Jetzt wurden bei Razzien im Rahmen der "Operation Nilo" mit 400 Polizisten in sieben spanischen Städten mehr als 300 Personen zumeist nigerianischer Herkunft festgenommen.

Keine Teilnehmer in Österreich

Auch zahlreiche Österreicher hatten die englischsprachigen Schreiben oder E-Mails erhalten. Die Empfänger wurden informiert, sie hätten hohe Gewinne in einer - fiktiven - spanischen Lotterie erzielt. Tatsächlich hatte keiner der Angeschriebenen an derartigen Gewinnspielen teilgenommen.

Dann wurden die Konsumenten aufgefordert, vorab Geldbeträge zu überweisen, als "Bearbeitungsgebühr", "Kaution" oder "Steuern". Wurde der geforderte Betrag nach Spanien überwiesen, kam von dem angeblichen Lotterie-Unternehmen keine Reaktion mehr - und schon gar kein Geld.

Wie viele Österreicher schon Opfer dieser oder ähnlich aufgezogener Machenschaften wurden, darüber konnte das Bundeskriminalamt, das regelmäßig vor solchen Banden warnt, auf Anfrage keine Auskunft geben. "Wir wussten, dass diese Betrüger von Spanien aus operieren." Es kämen immer wieder Fälle vor, zuletzt erst vor einigen Tagen in Graz, sagte ein Sprecher der APA. Generell gehen die Behörden von einer sehr hohen Dunkelziffer aus: Viele Geschädigte erstatteten keine Anzeige, nachdem sie auf die Betrüger hineingefallen sind.

Zum Teil werden die Angeschriebenen auch zur Angabe ihrer Bankverbindung und zur Übermittlung einer Kopie des Reisepasses aufgefordert. Dahinter steht die Absicht, mit Kontonummer und Unterschrift Geld vom Konto der Betroffenen abzubuchen. Bei einer Einzugsermächtigung genügt die Kenntnis von Kontonummer und Bankleitzahl, und schon greifen Betrüger auf den Monatslohn oder das Ersparte zu.

Die Verbraucherzentrale rät: "Sollten Sie Ihre Daten bereits bekannt gegeben haben, so kontrollieren Sie Ihre Kontoauszüge genau. Ist Geld unrechtmäßig abgebucht worden, haben Sie die Möglichkeit, dieses innerhalb von 42 Tagen von ihrer Bank wieder zurückholen zu lassen."

Besser ist vorausdenken: Gar nicht auf dubiose Schreiben bzw. E-Mails mit der Ankündigung eines angeblich erzielten ausländischen Lotteriegewinns reagieren. Keinesfalls im Voraus Zahlungen leisten, keine persönlichen Daten, schon gar nicht vom Konto, an unbekannte Dritte weitergeben. Seriöse spanische Lotterien fordern Gewinner nie zu Vorauszahlungen auf. (APA)