"Hartmutus Mehdorn Societatis (i. e. Societas Ferriviaria Germanica, Ch. W. ) praeses ,valde gaudemus' inquit, ,quod papa Benedictus XVIus nos visitat et Conventus Mondialis Iuventutis XXus agitur in Germania'." Es kommt nicht alle Tage vor, dass sich ein deutscher Spitzenmanager im Internet des Lateinischen befleißigt, um seine Freude über einen Staatsbesuch lauthals in alle Welt hinaus zu verkünden.
Dieser Tage ist es allerdings so weit: Auf der Homepage der Deutschen Bundesbahn heißt DB-Chef Hartmut Mehdorn Papst Benedikt XVI. herzlich auf Lateinisch in Köln willkommen - und stellt den Pilgern darüber hinaus auch noch gleich einen vergünstigten Gruppentarif von nur "Euronis XXIX", 29 Euro, in Aussicht.
Ein Schnäppchen und eine charmante Idee - aber Bruder Hartmutus hätte seinen Landsmann Benedikt natürlich auch auf viel direkterem Weg apostrophieren können - auf gut Deutsch nämlich. Das hätte der vor 78 Jahren in Bayern geborene Josef Ratzinger mindestens ebenso gut verstanden wie Latein ("An Papst hamma", meldete die Süddeutsche Zeitung lapidar, als Ratzinger alias "Papa Razzi" alias Benedikt XVI. im April zum Nachfolger des verstorbenen Johannes Paul II. gewählt wurde). Benedikt XVI. - er soll heute, Donnerstag, um Punkt 12 Uhr Mittag auf dem Kölner Flughafen erstmals seit seinem Amtsantritt wieder Muttererde betreten - ist der erste deutsche Papst, seit Hadrian VI. 1523 nach nur einjähriger Amtszeit verstarb.
Entsprechend hoch geschraubt waren die Erwartungen an seinen ersten Heimatbesuch, einen Besuch, der am Dienstag durch die Ermordung des Taizé-Gründers Fr`ere Roger Schutz tragisch überschattet werden sollte. In seiner Eigenschaft als oberster Glaubenshüter dürfte Benedikt XVI. in Deutschland wohl auch ein Hauptproblem ansprechen, dem sich die Katholische Kirche stellen muss: Die zunehmende Säkularisierung nämlich, die vor Deutschland ebenso wenig Halt gemacht hat wie vor anderen europäischen Ländern. In ein "unchristliches Land" kehre der Papst heim, befand der Spiegel in seiner Titelstory dieser Woche.
Nur noch 32 Prozent der Deutschen hätten großes Vertrauen in die Autorität der Kirchen, und nur unwesentlich mehr - nämlich 36 Prozent - vertrauen in den Papst höchstpersönlich. Stattdessen habe sich eine "sprituelle Melange" ausgebreitet, die es "nicht nur Buddhisten, sondern etwa auch Katholiken erlaubt, an die Wiedergeburt zu glauben" - nicht unbedingt eine Entwicklung also, die dem dogmatisch unduldsamen Papst viel Freude bereiten dürfte.