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Ariel Sharon

Foto: AP/BOAZ OPPENHEIM
Jerusalem - Moshe Katzav greift ein, als der Regierungschef, der zusammengesunken zu seiner rechten Seite sitzt, in einem Anflug von Verzweiflung die Soldaten im Gazastreifen in Schutz nehmen will und den Siedlern entgegenschleudert, was sich als unheilvolle Einladung zu einem Mordanschlag verstehen lässt: "Verletzt nicht die Soldaten und die Polizisten! Verletzt mich! Beschuldigt mich! Ich bin für all das verantwortlich."

Israels Präsident Katzav erkennt die Gefährlichkeit dieser Worte, als sich beide Staatsmänner in düsterer Stimmung an diesem Mittwoch in Jerusalem vor den Fernsehkameras zeigen, während zur selben Zeit im Gazastreifen die Zwangsräumung anläuft. Katzav unterbricht Sharon, "verletzen" sei nicht das richtige Wort; was der Premierminister meine, sei, man möge ihn für seine Entscheidung "kritisieren".

Seit Wochen geht im Land die Furcht vor einem neuerlichen Anschlag gegen einen israelischen Regierungschef um, der - wie vor zehn Jahren Yitzhak Rabin - wegen seiner politischen Entscheidungen durch einen jüdischen Extremisten umgebracht werden könnte. Ende Juli hatten 20 rechtsgerichtete Rabbiner einen Fluch gegen Sharon ausgestoßen.

Am Mittwoch trat ein übermüdet wirkender Sharon vor die Kameras. Die Bilder von der Räumung des Gazastreifens habe er "mit Tränen in den Augen" verfolgt, sagte Sharon. "Wenn man diese Familien mit Tränen in den Augen sieht, und die Polizisten mit Tränen in den Augen, dann ist es unmöglich, selbst nicht zu weinen." Sharon hatte den Plan zur Räumung aller 21 Siedlungen im Gazastreifen und vier kleinerer Siedlungen im nördlichen Westjordanland gegen starken Widerstand in seiner eigenen Likud-Partei und seitens der Siedlerorganisationen durchgesetzt.

Der Premierminister wiederholte nach der Unterredung mit Katzav gleichwohl seine politische Linie: Der Gaza-Abzug diene der Sicherheit Israels, am Ausbau der Siedlungen im Westjordanland werde festgehalten. (red, Reuters, APA, DER STANDARD, Print, 18.8.2005)