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Wifo-Experte: Euro-Schwäche nicht überbewerten
Marterbauer: Inflationsgefahr in Europa mit sinkenden Ölpreisen gebannt - kein Anlass für Zinssignal durch EZB
Wien - Der Euro konnte sich am späten Donnerstag Nachmittag etwas von seinen Lows bei 0,9360 Dollar weg bewegen und pendelte um die 0,94er Linie. Händler berichteten von einem sehr ruhigen Ostermarkt mit dünner Liquidität. Der Richtkurs des US-Dollar gegen den Euro wurde am Donnerstag von der EZB mit 0,9376 (zuletzt: 0,9497) USD festgestellt und liegt damit 6,67 Prozent oder 0,0670 Einheiten unter dem Ultimowert 1999 von 1,0046 USD. Richtkurs zum drittenmal in Folge auf Rekordtief Damit fiel der Euro-Ricktkurs zum drittenmal in Folge auf ein neues Rekordtief und wurde zum ersten Mal in seiner Karriere unter der 0,94er Marke festgestellt. Am Mittwoch am Abend hat der Euro bei 0,9357 Dollar sein bisheriges Verlaufstief markiert. Eingriffe in den Markt Im Markt machen Gerüchte die Runde, wonach Notenbanken die Osterruhe zu Eingriffen in den Markt nutzen könnten. Die Gerüchte beziehen sich sowohl auf den zu starken Yen als auch auf den sehr schwachen Euro. "Das hören wir aber so oft, dass wir ohne Bestätigung keine Lenkungsmaßnahmen erwarten", verlautete aus den Handel. Keine Trendumkehr Eine Trendumkehr bei der europäischen Devise können sich Händler derzeit nicht vorstellen. Erstens müsste sich dafür die Politik in Euroland beruhigen und zweitens müsste die amerikanische Konjunktur Schwäche zeigen. "Solange Europa die Vereinigten Staaten mit den Wirtschaftsdaten nicht übertrumpft, wird der Euro keine Trendumkehr schaffen", so der Chefhändler einer heimischen Bank. Politische Unsicherheiten belasten Weiter schwächen würden den Euro politische Unsicherheiten über die Entwicklung in Italien und Österreich. Händler in London und New York sahen den Euro durch den Rücktritt des italienischen Ministerpräsidenten Massimo D'Alema geschwächt. Zudem verwiesen sie auf die Empfehlung des scheidenden österreichischen FPÖ-Chefs Jörg Haider, Österreich solle einen Austritt aus der EU erwägen. "Die Stimmung ist auf breiter Front negativ für den Euro", erklärte ein Londoner Händler. Darüber hinaus belasteten Zweifel an der Richtung der europäischen Geldpolitik die Gemeinschaftswährung. Der Euro hat seit seiner Einführung am 1. Jänner 1999 mehr als 21 Prozent an Wert verloren. Uneinigkeit in der EZB Zudem verwiesen Händler auf ein Interview von Bundesbankpräsident Ernst Welteke, in dem dieser erklärt hatte, er sehe keinen Anlass für Leitzinserhöhungen der EZB noch im April. Die nächste Sitzung des EZB-Rates findet am nächsten Donnerstag statt. EZB-Chef Wim Duisenberg hatte nach der letzten EZB-Sitzung keinen Zweifel daran gelassen, dass die Zinsen weiter steigen werden, ließ aber offen, wann dies sein wird. Weltekes Äußerung signalisiere Uneinigkeit in der EZB über den geldpolitischen Kurs, sagten Analysten. Es gebe momentan Dissenz zwischen der EZB und der Bundesbank, wobei die Bundesbank in der Geldpolitik eine wait-and-see-Haltung einnehme. (APA)