Rottenman/Wien - Der angeschlagene steirische Computerspiele-Herstellers JoWooD hat im ersten Halbjahr 2005 erneut schwere Verluste erlitten. Wie das Unternehmen am Donnerstagnachmittag mitteilte, betrug der Konzernverlust in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 16,4 Mio. Euro.

Laut Management ist ein "unmittelbarer Handlungsbedarf in Bezug auf Bilanzstruktur gegeben". Das Eigenkapital beträgt nach den hohen Verlusten nur noch 752.000 Euro, die Eigenkapitalquote nur mehr 4 Prozent.

Im Gesamtjahr 2004 hatte der Jahresverlust 23,1 Mio. Euro betragen, im ersten Halbjahr des Vorjahres war das Ergebnis mit plus 527.000 Euro noch positiv gewesen.

"Positive Entwicklung"

Das Management ortete am Donnerstag trotz schwacher Ergebnisse "eine positive Entwicklung im operativen Bereich der Gesellschaft". Immerhin habe das Betriebsergebnis auf Monatsbasis für Juni erstmalig seit Beginn des Jahres in den positiven Bereich gedreht. In den ersten sechs Monaten insgesamt hatte der Betriebsverlust vor Restrukturierungsaufwendungen noch 2,5 Mio. Euro betragen.

Grund für den neuerlich hohen Konzernverlust waren laut Unternehmen Altlasten aus dem Vorjahr. Restrukturierungsmaßnahmen wie Studioschließungen, Abfindungszahlungen, Lagerwertausgleiche und sonstige außergewöhnlichen Aufwendungen haben das Ergebnis gemäß der Bilanz alleine mit 11 Mio. Euro belastet.

Allerdings war auch der operative Cash Flow im Halbjahr mit minus 523.000 Euro wieder negativ, nachdem das Unternehmen mit einem operative Cash Flow von plus 544.000 im ersten Quartal 2005 noch positiv gewirtschaftet hatte.

Gesunkener Umsatz

Der Umsatz ging im ersten Halbjahr 2005 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 7,3 auf 4,6 Mio. Euro zurück. Diese Umsatzerlöse hätten ausschließlich aus dem Verkauf von bereits im Vorjahr veröffentlichten Titel (Back Katalog) gestammt.

Neue Spiele, für die in den vergangenen Monaten neue Vertriebsverträge abgeschlossen worden seien, würden erst im vierten Quartal 2005 beziehungsweise in den ersten Quartalen des Jahres 2006 erscheinen, so das Unternehmen.

Aktie brach ein

Die Aktie an der Wiener Börse war am Donnerstag vor der Veröffentlichung der Zahlen vom Handel ausgesetzt worden. Davor notierte das Papier bei 61 Cent, um 1,6 Prozent unter dem Vortagesschlusskurs.

Um die Zukunft zu sichern, will JoWooD-Vorstand Albert Seidl in den kommenden zwei Monaten Investoren hereinholen und sich über die anstehenden Lagerwertausgleiche, die sich in Summe auf mehr als 4 Mio. Euro belaufen, mit Kunden vergleichen, sagte Seidl am Donnerstag zur APA. Die Aktie reagierte am Donnerstag mit massiven Kursverlusten. Das Papier brach unmittelbar nach Wiederaufnahme des Handels (bis 16 Uhr) um fast 20 Prozent auf 0,50 Euro ein.

Für das Gesamtjahr 2005 wollte Seidl keine Prognose abgeben, da man mitten in der Flurbereinigung stecke. Schwarze Zahlen im operativen Bereich seien aber nicht ausgeschlossen, so Seidl.

"Klar ist, dass wir jetzt was tun müssen", betonte Seidl, der einen "unmittelbaren Handlungsbedarf in Bezug auf Bilanzstruktur gegeben" sieht. JoWooD habe sich 2004 zum einen bei Banken Schulden von 6 Mio. Euro aufgeladen, zum anderen habe man einige Spiele am Markt - etwa durch zu späte Auslieferung - fehlplatziert, die nun als Retourware zurückkommen würden, da die Händler sie nicht verkaufen konnten, berichtete Seidl. Daraus werde die JoWood nun durch Lagerwertausgleiche in Summe mit mehr als 4 Mio. Euro belastet: "Es ist nicht lustig, wenn einem Altlasten um die Ohren fliegen".

In Gesprächen mit den Händlern wolle man nun erreichen, dass die Lagerwertausgleiche auf einen späteren Zeitraum verschoben oder nur teilweise bezahlt würden, sagte Seidl. Parallel dazu führe er derzeit Gespräche mit potenziellen Investoren über ein Volumen von "mehreren Millionen Euro". "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden", betonte Seidl.

Keine Sorge um den Arbeitsplatz

Die knapp mehr als 60 Mitarbeiter (Vollzeitkräfte müssten sich daher auch nicht um ihren Arbeitsplatz Sorgen machen, der Personalstand soll bis Jahresende gehalten werden. Ende 2004 habe JoWood noch mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt. Der Mitarbeiterstand sei nun an das tatsächliche Geschäftsmodell angepasst worden. (APA)