Essen - Türkischstämmige Frauen und Männer halten nach einer Studie die Lebensweise der deutschen Frauen nur teilweise für erstrebenswert. Wie eine am Donnerstag in Essen veröffentliche repräsentative Umfrage des Zentrums für Türkeistudien ergab, sehen TürkInnen bei deutschen Frauen mehr Freiheiten bei Partnerwahl und selbstbestimmtem Leben. Andererseits bedauert mehr als die Hälfte der türkischen Frauen eine aus ihrer Sicht mangelnde Einbindung in eine Großfamilie.

Eigenes Einkommen befürwortet

Eine Doppelbelastung durch Familie und Beruf hält jede zweite türkischstämmige Frau für nicht erstrebenswert. Allerdings befürworten Männer und Frauen mit überwältigender Mehrheit ein eigenes Einkommen für türkische Frauen. An der traditionellen Rollenverteilung mit der Frau als Hausfrau und Mutter will jede/r zweite Migrant/in nicht festhalten, wobei derzeit die überwiegende Mehrheit der Frauen in dieser Rolle steckt.

Junge nicht automatisch moderner

Als überraschend bezeichnete Zentrums-Direktor Faruk Sen die größtenteils übereinstimmenden Aussagen. "Türkischstämmige Männer und Frauen sind sich hinsichtlich ihrer Lebenseinstellungen ähnlicher als oft vermutet. Es ist nicht so, dass sich in der türkischen Community emanzipationsorientierte Frauen und einem traditionellen Rollenbild verhaftete Männer klar gegenüber stehen", meinte Sen. Dabei bestehe kein Unterschied zwischen den Angaben jüngerer oder älterer Befragter. Erstaunlicherweise sind jüngere MigrantInnen nicht automatisch moderner als ältere", meinte Sen.

Das Zentrum für Türkeistudien, ein Institut der Universität Duisburg-Essen, hatte im vergangenen Jahr nach dem Zufallsprinzip 1.000 türkischstämmige MigrantInnen in Nordrhein-Westfalen telefonisch zur Lebenssituation der türkischstämmigen Frauen befragt. (APA)