Wien – Das Amt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat "schwer wiegende Mängel" bei den Sicherheitskontrollen am Flughafen Wien-Schwechat festgestellt. Zwei Personen, die testweise durch Checkpoints geschickt wurden, konnten eine Faustfeuerwaffe sowie zwei Pfeffersprays durchschmuggeln. Die Mitarbeiter der flughafeneigenen Security VIAS (siehe Wissen) zogen lediglich zwei kleine Taschenmesser aus dem Verkehr.
Nach dem STANDARD vorliegenden Unterlagen wurde der Test der Sicherheitskontrollen am 12. Juli unter Aufsicht von Innen- und Verkehrsministerium durchgeführt. Es handelte sich um einen Rou^tinetest, der gemäß einer EU- Verordnung regelmäßig unter normalen Betriebsbedingungen und natürlich ohne Wissen des Sicherheitspersonals durchgeführt werden muss.
"Gefahr in Verzug"
Eine männliche Person trug eine Pistole im Hosenbund, ein Taschenmesser in der Hemdtasche sowie einen Pfefferspray im Handgepäck. Eine weibliche Person führte in der Handtasche Taschenmesser und Pfefferspray mit. In beiden Fällen wurden bei jeweils zwei Kontrollen trotz Röntgenstraße und Metalldetektor- Durchgang nur die Messer entdeckt. Das niederösterreichische Landesamt für Terrorbekämpfung hat wegen "Gefahr in Verzug" die Flughafen- Security aufgefordert, "unverzüglich eine ordnungsgemäße Sicherheitskontrolle herzustellen". Die Bundespolizeidirektion Schwechat, die der‑ VIAS per Videoüberwachung über die Schulter schaut, solle dabei behilflich sein. Insgesamt gibt es am Flughafen rund 450 Kameras, die Livebilder in die Funkstelle "Schwalbe" übertragen.
Für USA "ein Vorbild"
Flughafensprecher Hans Mayer bestätigte am Donnerstag den Vorfall, fügte aber dazu, dass das negative Test^ergebnis eine Ausnahme gewesen sei. Derartige Kontrollen würden wöchentlich durchgeführt, unter anderem auch von US-Behörden. "Und die bescheinigen uns regelmäßig, dass wir in punkto Sicherheit ein internationales Vorbild sind", so Mayer.
Die beim Test im Juli durchgeschmuggelte Waffe sei eine Schreckschusspistole aus Plastik gewesen, deshalb sei es auch schwierig gewesen, sie zu detektieren. Nichtsdestotrotz würden Erkenntnisse aus "oft sehr gefinkelten" Kontrolltests laufend zur Ver^besserung der Vorkehrungen herangezogen, erklärt der Flughafensprecher. An Spitzentagen werden am Vienna Airport 25.000 abfliegende Personen und 5000 Transitpassagiere abgefertigt.
Mittlere Terrorgefahr
Seit den Terroranschlägen in den USA im Jahr 2001 gilt am Wiener Flughafen die zweite von drei Sicherheitsstufen. Damit sind in erster Linie mehr Kontrollen hinter den Kulissen verbunden. So wird etwa der Zaun, der das gesamte Airportareal umgibt, öfter überprüft. Nicht unbe 4. Spalte dingt nötige Erhaltungsarbeiten werden eingeschränkt durchgeführt, um Gefahren durch Fremdpersonal zu verringern. Nach einer Einschätzung der britischen Risiko^management-Gruppe MIG herrscht in Österreich derzeit mittleres Terrorrisiko; auf einer zehnstufigen Skala erreicht die Alpenrepublik den Wert 5,5 und liegt so gleichauf mit China, Guatemala, Niger, Panama und Tansania.
Am wenigsten terrorgefährdet sind laut MIG, deren Österreichbüro von Thomas Havranek geleitet wird, Island, Luxemburg und Malta. Die am meisten gefährdeten Länder: Irak, Afghanistan, Israel, Nepal und die Türkei. (DER STANDARD-Printausgabe, 19.08.2005)