Mit einer Schreckschusspistole ins Flugzeug? Pfefferspray durch die Sicherheitskontrolle schmuggeln? Auf dem Wiener Flughafen ist das keine unlösbare Herausforderung, wie ein Test des Verfassungsschutzes gezeigt hat. "Schwer wiegende Mängel" konstatierten die Beamten, nachdem sie ihr Vorhaben erfolgreich in die Tat umgesetzt hatten. Beim Flughafen verteidigt man sich zwar mit Verweis auf die international anerkannte Kontrollpraxis in Schwechat, das Sicherheitsgefühl leidet allerdings doch etwas.

Andererseits: Würden Terroristen wirklich das Risiko eingehen, auf unaufmerksame Securitymitarbeiter zu hoffen, um Waffen an Bord eines Jets zu bringen? Oder nicht doch eher andere Mittel und Wege suchen, um ihre kriminellen Absichten in die Tat umzusetzen - etwa Bestechung oder Erpressung, um Pistolen vom Personal direkt im Flieger deponiert zu bekommen? Oder sie würden gleich Boden-Luft-Raketen einsetzen.

Völlig sinnlos sind die Kontrollen an den Schleusen natürlich nicht, ihre Bedeutung sollte aber auch nicht überbewertet werden. Selbst die US-Behörden rudern knapp vier Jahre nach 9/11 langsam wieder zurück und überlegen eine Lockerung der Bestimmungen, wer was mit in die Luft nehmen darf. Denn getroffen werden doch großteils harmlose Reisende, die sich von ihrer Nagelfeile, ihrem Schweizermesser oder mittlerweile auch ihrem Feuerzeug ersatzlos trennen müssen.

Wie man überhaupt mit der staatlichen Aufrüstung - Stichwort Videoüberwachung, Stichwort digitaler Pass, Stichwort Fluggastdatenübermittlung - vorsichtig sein sollte. Denn einen Selbstmordattentäter wird man damit nicht abhalten können - die Vision vom gläsernen Bürger, der ohne sein Wissen durchleuchtet wird, rückt dagegen in greifbare Nähe. (Michael Möseneder, DER STANDARD-Printausgabe, 19.08.2005)