Das Pech und das Glück des Fußballteams ist das Fernsehen. Wer Fußball mag und sieht, macht sich ein eigenes Bild vom Niveau, von der Konzeptlosigkeit und der Tempolosigkeit des Teams. Heute sind die Bilder aus der Champions League, der deutschen Bundesliga, der WM und der EM in allen Köpfen. Das 2:2 gegen Schottland hat auf erschreckende Weise gezeigt, wie so gar nichts in der Ära Hans Krankl entstanden ist, während rundherum die Entwicklung immer schneller vonstatten geht.

Nur eins ist neu: Der ORF-Teamchef darf jetzt auch nach jedem Länderspiel seinen Senf zum sportlichen Geschehen abgeben, und man kann keinen Unterschied zu den "Spielanalysen" des Teamchefs erkennen. Der längst amtlich wirkende Herbert Prohaska hält dem alten Kombattanten Krankl mit gewundenen Erklärungen die Stange, das alles wirkt so symmetrisch, so geschlossen. Die Sehnsucht, dass alles in Ordnung sei, ist so übermächtig, dass es tatsächlich ein Wunder, ein unerwarteter Einbruch der Wirklichkeit in die heimische Idylle wäre, wenn ein anderer Teamchef bestellt werden würde. Insofern kann Krankl sein Konzept, von wem immer es geschrieben wurde, ruhig in der Lade liegen lassen. Er wird es nicht brauchen, die erste Bürgerpflicht, die Ruhe im Land, schützt ihn. Demnächst erscheint ein Buch über Krankl mit dem Titel "I'm Not Like Everybody Else". Der Titel zitiert einen Hadern der Popgruppe Kinks und handelt von einem Typen, der sich mit allen anlegt, nur für die Eine, die Einzige, tut er alles, was sie will.

Es muss interessant zu lesen sein, wie Wolfgang M. Gran Krankl, den Schützling der geschützten Werkstatt Österreich, als Nonkonformisten beschreibt. (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 19. August 2005, Johann Skocek)