Linz - Die großen Würfe sind alle in die Jahre gekommen, neue nicht in Sicht. Das Internet wurde in den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingeführt, schnurlos wird auch schon wieder so lange telefoniert, dass ganze Generationen nichts mehr mit einem Kabel anzufangen wissen, und auch die rasante voranschreitende Verkleinerung von Unterhaltungselektronik stößt auf unüberwindbare Grenzen, weil die User-Finger lästigerweise einfach nicht mitschrumpfen wollen.

Bleibt nur, aus den unterschiedlichsten Technologien und Prozessen jeweils wieder neue ganze zu formen, aus der Kombination verschiedenster eigenständiger Lösungen "Endgeräte" mit aktuell als praktisch definierten Eigenschaften zu basteln. Oder solche mit Eigenschaften, die sich gegenüber jedweder praktischen Anwendbarkeit widerborstig gebärden.

"Hybrid - living in a paradox" heißt demnach die diesjährige Auflage der Linzer Ars Electronica - weil angeblich alles implodiert: materielle, technologische und psychologische Grenzen. Quasi täglich stürzen ganze Kulturen ineinander, wenn es etwa darum geht, gemischte Lösungen aus den jeweiligen Findungen von Kompetenzpools aus der ganzen Welt zu erstellen.

"Letztlich", sagt Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der Ars Electronica, "ist die digitale Medienkunst selbst ein Hybrid aus den Verbindungen von Kunst und Technologie. Sie akkumuliert das gesamte Spektrum an Ausdrucksformen und erfordert ein außergewöhnliches Crossover von Wissen und Kompetenzen."

Und also ist die diesjährige Ars Electronica auch ein Vieles. Da treffen hybride Kreaturen und paradoxe Maschinen aufeinander, messen sich zweckgebundene Roboter mit "nur" poetischen Apparaten, da leitet Derrick de Kerckhove, Leiter des Marshall-McLuhan-Programms der Universität Toronto, ein Symposion mit der zentralen Fragestellung, ob ein "wachsendes Bewusstsein für den Hybridzustand ein permanentes Merkmal einer globalisierten Kultur oder lediglich eine Übergangsphase zwischen dem Zeitalter der Hardware zum Zeitalter der Software" darstellt. Und natürlich gibt es flächendeckend Nika-Preisgekröntes. (mm/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.8.2005)