Wien - Der viertgrößte österreichische Mobilfunkbetreiber Telering, der kürzlich vom Marktzweiten T-Mobile Austria übernommen wurde, will bis zur tatsächlichen Fusion mit der Tochter der Deutschen Telekom einen vollkommen eigenständigen Kurs fahren. "T-Mobile ist ein Konkurrent", betonte Telering-Chef Michael Krammer gestern, Donnerstag, Abend vor Journalisten. Bis zum Closing des Deals, der bis Jahresende erwartet wird, werde Telering weder Produkte noch Werbelinie auf T-Mobile abstimmen.

Trotz der Verunsicherung bei Kunden und Mitarbeitern durch die wochenlangen Übernahmeverhandlungen habe Telering im zweiten Quartal 2005 das beste Ergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielt, berichtete Krammer. Bei den Kundenzuwächsen im Fachhandel habe Telering von April bis Juni einen Marktanteil von rund 34 Prozent gehabt und mehr als 50.000 neue Mobilfunkkunden dazugewonnen.

Im zweiten Halbjahr 2005 sei die Herausforderung auf Grund der Verunsicherung natürlich größer, dasselbe Wachstum wie bisher zu halten, bemerkte Krammer. Man habe dafür allerdings "einige gute Ideen", Anfang September starte eine neue Werbekampagne. Im ersten Halbjahr hat Telering bei Ergebnis, Umsatz und Kunden neuerlich deutlich zugelegt.

Ergebnis in Zahlen

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich von Jänner bis Juni um 32 Prozent auf 80,2 Mio. Euro, das Nettoergebnis wuchs von 2 auf 28 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge verbesserte sich von 26 auf 32 Prozent. Fürs Gesamtjahr sei von einem EBITDA in Höhe von rund 160 Mio. Euro auszugehen, so Krammer.

Der Umsatz sei von Jänner bis Juni trotz der vom Regulator verordneten Absenkung der Zusammenschaltungsgebühren, die andere Mobilfunkbetreiber für die Gesprächsweiterleitung an Telering zahlen, um knapp 9 Prozent auf 251,6 Mio. Euro gestiegen. Die Zahl der Kunden (inklusive Festnetz) stieg von 914.800 auf 1,08 Millionen, die Zahl der Mobilfunkkunden erhöhte sich um 25 Prozent auf 968.000. Bis Jahresende will Telering auch hier die Millionengrenze überschreiten.

Der ehemalige Eigentümer Western Wireless International hatte Telering am 10. August für 1,3 Mrd. Euro - inklusive Verlustvorträge in dreistelliger Mio. Euro-Höhe - an T-Mobile Austria verkauft. Der Preisabschlag auf Grund der niederösterreichischen Handymastensteuer habe mindestens 200 bis 300 Mio. Euro betragen, sagte Krammer. Er geht davon aus, dass nicht wesentlich mehr als 10 Prozent der Telering-Kunden aus Emotionsgründen wegen der veränderten Eigentumsverhältnisse zu einem anderen Betreiber wechseln werden.

Blick in die Zukunft

Ob die Marke Telering bleibt, ist noch offen. T-Mobile kann die Marke theoretisch als Zweitmarke weiterführen, sie langsam - etwa in den nächsten zwei Jahren - einschlafen lassen oder sie sofort eliminieren. Die Marke Telering sei in etwa das Zwei- bis Dreifache des Unternehmensumsatzes - also knapp 1 bis 1,4 Mrd. Euro - wert, so Krammer.

Das Werbebudget von Telering beträgt für heuer 15 Mio. Euro. Dieser Betrag werde unabhängig vom Eigentümerwechsel wie geplant investiert, auch die "Weg mit dem Speck"-Kampagne bleibe, so Krammer.

55.600 Handykunden nahmen alte Rufnummer mit

Seit dem Start der mobilen Rufnummernportabilität am 16. Oktober 2004 haben in Österreich bis zum 16. August insgesamt 55.600 Handykunden bei einem Betreiberwechsel ihre Rufnummer inklusive Vorwahl mitgenommen. Insgesamt seien rund 28.000 Portierungen zu Telering erfolgt, netto - bereinigt um Abgänge - 21.500, berichtete Michael Krammer. Telering sei damit der absolute Gewinner der Rufnummernmitnahme, während die Mobilkom absolut und One in Relation zum Marktanteil die meisten Kunden verloren hätten.

Jeder fünfte Neukunde nimmt bei der Neuanmeldung seine alte Handynummer mit, so Krammer. Die Rufnummernmitnahme sei neben dem Diskont-Tarif "Formel 10" in den vergangenen Monaten der wesentliche Wachstumstreiber gewesen. Telering habe zuletzt für die Kunden die Portierkosten in Höhe von 19 Euro übernommen, was die Nutzung der Nummernmitnahme ebenfalls angekurbelt habe.

Insgesamt sei die Rufnummernmitnahme in Österreich "kein durchschlagender Erfolg", räumte Krammer ein. Bis Jahresende würden insgesamt knapp 100.000 private Vertragskunden ihre Rufnummer mitnehmen (bei Geschäftskunden funktioniert die Mitnahme noch nicht), angesichts der 3,5 bis 4 Mio. privaten Vertrags-Handykunden in Österreich entspreche das einem Anteil von 2 bis 3 Prozent.

Im Zuge der Marktkonsolidierung durch die Übernahme der Telering durch T-Mobile werden die Mobilfunktarife in Österreich nicht steigen, meinte Krammer. Für den drittgrößten Betreiber One, der künftig gegen die zwei fast gleich großen Betreiber Mobilkom und T-Mobile ankämpfen muss, sieht Krammer die Chancen am Markt dennoch intakt: "One hat sehr gute Chancen". Bei der One-Diskontmarke "Yesss!" sieht Krammer allerdings eine "Krux": Yesss adressiere nur Wertkartenkunden, ein nicht sehr werthaltiges und nicht sehr attraktives Segment, während Vertragskunden nicht angesprochen würden. Außerdem koste der Aufbau einer neuen Zweitmarke sehr viel Geld.

Dass der Marktanteil des künftigen tele.ring-Eigentümers nach der Markenumstellung von max.mobil auf T-Mobile im Jahr 2002 gesunken und die Kundenzahl zurückgegangen sei, führt Krammer weniger auf die Umbenennung selbst zurück, sondern auf die damals herrschende Unsicherheit im Unternehmen, die von der Konkurrenz - darunter auch von tele.ring selbst - erfolgreich ausgenützt worden sei. (APA)