Seoul - Die südkoreanische Staatsanwaltschaft hat am Freitag in einer beispiellosen Aktion die Zentrale des Geheimdienstes in Seoul durchsuchen lassen. Eine Gruppe von 30 Ermittlern und Computerspezialisten suchten im Zusammenhang mit einem Abhörskandal nach Dokumenten und Aufzeichnungen über abgehörte Gespräche von Geschäftsleuten, Medienvertretern und Politikern in den vergangenen Jahren. Es war das Mal in der Geschichte des südkoreanischen Geheimdientes, dass die Zentrale auf Anordnung der Staatsanwaltschaft durchsucht wurde.

Der Skandal war im Juli durch Berichte koreanischer Medien über Abhöraktionen durch eine Sondergruppe des Geheimdienstes in den 90er Jahren ins Rollen gebracht worden. Der nationale Nachrichtendienst (NIS) hatte später zugegeben, während der Regierungszeit der früheren Präsidenten Kim Young Sam (1993-98) und Kim Dae Jung (1998-2003) Privatgespräche einflussreicher Personen abgelauscht zu haben. Zugleich versprach der NIS, mit den Ermittlungsbehörden zusammenarbeiten zu wollen.

Der südkoreanische Botschafter in den USA, Hon Seok Hyun, hatte Ende des vergangenen Monats seinen Rücktritt angeboten, nachdem Medien über ein angeblich abgelauschtes Gespräch aus dem Jahr 1997 zwischen ihm und einem hochrangigen Vertreter der Samsung-Gruppe berichtet hatten. Beide Seiten sollen über Pläne zur Unterstützung von Kandidaten für die Präsidentenwahl 1997 mit Geldern aus einem Geheimfonds des Mischkonzerns gesprochen haben. (APA/dpa)