Wien - Die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie hat in einem offenen Brief ihre Beschwerde über die aktuelle Neustart-Kampagne zum Ausdruck gebracht. Auf dem zweiteiligen Werbesujet sind jeweils eine nackte Frau und ein nackter Mann zu sehen, denen der Verein bei einem Neustart helfen will. Die Frau verkörpert das Opfer, der Mann den Täter von Gewalttaten.

In dem Schreiben heißt es, dass "die NEUSTART Kampagne für Opfer von Gewalt herabwürdigend und erniedrigend ist und überdies sexistisch. Sie zeigt eine nackte Frau, in Startposition kniend, offensichtlich ein weibliches Opfer von Gewalt symbolisierend. Angesichts der Tatsache, dass vor allem Frauen Opfer sexueller Gewalt durch Männer werden, ist diese Art der Darstellung besonders verletzend."

Die Kampagne bringe die Opfer auf eine Ebene mit den Tätern von Gewalt, wobei die Kernaussage sei, dass beide Hilfe brauchen. Die Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie ist der Ansicht, dass "diese Gleichmachung eine weitere Entwürdigung und Erniedrigung der Opfer" darstellt. "Die zentrale Botschaft müsste lauten, dass Opfern von Gewalt Unrecht angetan wurde und dass sie vor allem Anspruch auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung haben, indem die Täter zu Verantwortung gezogen werden. Hingegen lautet die Botschaft, dass Täter auch arm sind und Hilfe brauchen. Damit wird Gewalt verharmlost und bagatellisiert und es wird um Mitleid für Täter geworben, auf Kosten der Opfer!"

Der Opferschutzverein sieht Fundraisingkampagnen für Täterhilfe als legitim, "sie sollen sich aber nicht der Opfer bedienen". Aus diesem Grund empfehlen die Autorinnen dem Werberat die Kampagne "auf schärfste zu verurteilen". (red)