Berlin - Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder wertet die Spekulationen mehrerer Minister seines Kabinetts über eine große Koalition als Ausrutscher. "Die sind wirklich auf Journalistenfragen reingefallen", sagte Schröder am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung "Berlin Mitte" zu entsprechenden Äußerungen von Otto Schily, Wolfgang Clement und Hans Eichel. Der Kanzler bekräftigte seinen festen Willen, die rot-grüne Koalition fortzusetzen.

Einem Bündnis mit der Linkspartei erteilte Schröder erneut eine klare Absage. Es gebe in der ganzen SPD-Führung niemanden, der ein Interesse an einer Diskussion darüber habe.

Auseinadersetzung mit Linkspartei gefordert

Der stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse forderte die Sozialdemokraten zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Linkspartei auf. Wenn deren Spitzenkandidat Oskar Lafontaine Schröder und SPD-Chef Franz Müntefering als Verräter beschimpfe, die Partei aber selbst verraten und die Flucht ergriffen habe, "dann erzeugt das ein beträchtliches Ausmaß von Betroffenheit in weiten Teilen der Partei", sagte Thierse der "Berliner Zeitung". "Dennoch müssen wir uns mit der PDS inhaltlich genauso auseinander setzen wie mit der CDU."

Die SPD müsse zeigen, dass die Finanz-Vorschläge der Linkspartei weit über 150 Milliarden Euro kosteten, aber nur 70 Milliarden Euro einbrächten. "Und wir müssen deutlich machen, dass der Sozialstaatsnationalismus, den die PDS predigt, eine gefährliche Illusion zum Schaden der Schwachen ist", sagte Thierse.

Die Grünen attackierten die Wahlversprechen der Linkspartei als "Volksverdummung". Die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, sagte der "Sächsischen Zeitung": "Das Wahlprogramm der PDS ist nicht nur rückwärts gewandt, sondern auch nicht finanzierbar." Die PDS-Versprechungen bedeuteten "jedes Jahr 200 Milliarden Euro mehr Schulden", sagte Göring-Eckardt. Das sei unbezahlbar. (APA)