Durch Stimmenkauf im Parlament und illegale Wahlkampffinanzierungen, die offenbar auf Geheiß von Lulas langjährigem Chefstrategen José Dirceu eingefädelt wurden, hat die PT ihren Nimbus als "andere" Linkspartei endgültig verspielt. Mittlerweile steht fest, dass mindestens 18 Abgeordnete aus dem Regierungslager Schmiergelder von den Firmen des PR-Unternehmers Marcos Valério de Souza erhalten haben, angeblich als Darlehen. Insgesamt geht es um 18 Millionen Euro.
Bereits 1998 hatte Souza, der mit vielen Staatsbetrieben lukrative Werbeverträge unterhält, nach demselben Schema reihenweise Politiker der Sozialdemokraten bedacht. Die Empfänger wollen das Geld zur Begleichung ihrer Wahlkampfschulden verwendet haben.
Marketingspezialist Duda Mendonça etwa, der 2002 Lulas erfolgreiche Wahlkampagne gemanagt hatte, bekam dafür am Fiskus vorbei 5,4 Millionen Euro, das meiste davon auf ein Konto auf den Bahamas. Die Beteuerungen des Präsidenten, von all dem habe er nichts gewusst, er fühle sich verraten und sei empört, überzeugen immer weniger Brasilianer. Die PT und die Regierung müssten sich entschuldigen, forderte Lula letzte Woche. Doch eigene Versäumnisse vermag er nicht einzuräumen. "Wegen meines Amtes kann ich nicht alles sagen, was ich denk", sagte er jetzt. Solange stichhaltige Beweise gegen Lula fehlen, hat ein Amtsenthebungsverfahren, mit dem manche Oppositionspolitiker liebäugeln, keine Chance. Kardinal Geraldo Majella Agnelo, der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, fordert aber, der Staatschef solle endlich "die wirkliche Situation des Landes und der politischen Krise erklären".