Elfriede Jelinek ist überall, dazu braucht es ihre leibhaftige Erscheinung nicht mehr. Gerade schmückt die Nobelpreisträgerin das Programm der Salzburger Festspiele als abwesende Dichterin zu Gast. Doch dafür gibt es schließlich Jelineks Texte. So kommt es am Sonntag im Landestheater zu einer szenischen Lesung aus dem Mammut-Roman "Die Kinder der Toten" (1995), einem Schauerstück über das Verdrängen - und seine Folgen: In der Pension Alpenrose haben sich zwei Frauen und ein Mann einquartiert, die sich als Zombies entpuppen und Leichen schänden, um ihr Leben zurückzuerlangen. In dem beim Horror-Genre Anleihen nehmenden Buch finden sich zahlreiche Jelinek-Themen gebündelt: Das Fehlen der Wiederaufarbeitung des Holocausts, die Verstümmelung der Frau, die Vorhöllen Sport und Tourismus. Unter der Leitung von Martin Kusej lesen Sophie Rois, Susana Fernandes Genebra, Gerhard Peilstein, Martin Schwab und Elisabeth Schwarz aus dem Roman, den die Autorin ihr Opus magnum nennt. (fast/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 20.8./21.8. 2005)