Köln - Papst Benedikt XVI. hat die christlichen Kirchen aufgefordert, in großen ethischen Fragen mit einer Stimme zu sprechen. Die Menschen erwarteten in diesen Fragen "mit Recht eine gemeinsame Antwort der Christen", sagte der Papst am Freitagabend bei einem Ökumenischen Treffen mit Vertretern christlicher Kirchen und Gemeinschaften in Köln. Dies gelinge in vielen Fällen, aber leider nicht immer.

Durch Widersprüche verlöre jedoch die ethische Orientierung für die Menschen an Kraft, warnte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. "Unsere Spaltungen stehen im Kontrast zum Willen Jesu und machen uns vor den Menschen unglaubwürdig", fügte er laut Redetext hinzu. An dem Treffen nahmen auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, und der Mainzer Kardinal Karl Lehmann teil.

Zugleich bekräftigte der Papst, er wolle die Wiedererlangung der vollen Einheit der Christen zu einer Priorität seines Pontifikats erheben. "Ich weiß sehr wohl, dass viele Christen in diesem Land - und nicht nur in diesem - sich weitere konkrete Schritte der Annäherung erwarten. Auch ich erwarte sie", sagte er. Es sei das Gebot der Stunde, den Dialog auf allen Ebenen des kirchlichen Lebens entschieden weiterzuführen.

Als Beispiel für noch zu klärende Felder nannte er die Frage des Priestertums. Deutschland komme im ökumenischen Dialog eine besondere Bedeutung zu, da es nicht nur Ursprungsland der Reformation sei, sondern auch eines der Länder, von dem die ökumenische Bewegung des 20. Jahrhunderts ausgegangen sei, sagte der aus Deutschland stammende Joseph Ratzinger.

Führende Protestanten sahen nach dem Treffen hoffnungsvolle Signale für Fortschritte bei der Annäherung der Konfessionen. Bei der "von geschwisterlicher Nähe geprägten Begegnung" habe der katholische Oberhirte die Gemeinsamkeit der Gläubigen, die sich aus dem Evangelium speise, betont, sagte Bischof Wolfgang Huber, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nach dem Treffen am Freitag in Köln.

Huber bemängelte aber auch Probleme in der Ökumene. Paare unterschiedlicher Konfession fänden in der Kirche noch immer keine Heimat, wie sie sie sich erhofften, sagte Huber am Freitagabend laut einer Erklärung der EKD. "Es ist vordringlich, nach Wegen zur Heilung dieser Not zu suchen, und in der Gemeinschaft am Tisch des Herrn ein Ziel zu sehen, das die Kirchen gemeinsam verpflichtet", erklärte er. (APA/Reuters/dpa)