Berlin/Gaza - Der Aufbau im Gazastreifen kann aus Sicht der Palästinenser nur mit internationaler Milliarden-Hilfe gelingen. "Wenn man sachlich denkt, werden in den kommenden drei Jahren fünf Milliarden Dollar (4,10 Mrd. Euro) notwendig sein, um die Versäumnisse der vergangenen Jahre aufzuholen", sagte der Ende 2005 scheidende Generaldelegierte Palästinas in Deutschland und jetzige Chef der Fatah-Organisation im Gazastreifen, Abdallah Frangi, in einem dpa-Gespräch. "Wir sind angewiesen auf die EU, die USA und die arabische Welt."

Frangi betonte, die Autonomiebehörde könne die Wirtschaft aus eigener Kraft nicht entwickeln. In den vergangenen fünf Jahren seien den Palästinensern auf Grund "systematischer Zerstörung der Infrastruktur durch die Israelis" etwa 20 Milliarden Dollar Schaden entstanden. "Wir liegen heute tatsächlich am Boden." Wenn in Gaza nach dem Abzug der Siedler eine gute wirtschaftliche Entwicklung gelinge, dann könnten die Palästinenser beweisen, dass sie in der Lage seien, ihren Staat so schnell wie möglich zu gründen.

Der Fatah-Politiker verwies auf die Erfolge in den Jahren 1994 bis 2000, in denen es gelungen sei, das Nationaleinkommen der Palästinenser um 8,3 Prozent zu steigern. Seit 2000 sei aber nahezu die gesamte Infrastruktur in der Landwirtschaft, im Tourismus und im Verkehrswesen zerstört worden.

Frangi bedauerte, dass es mit Israel bisher keine Einigung über den Flughafen in Gaza-Stadt gebe. "Der Flughafen ist für die Palästinenser kein bloßes Prestigeobjekt, sondern notwendig für Personenverkehr, Wirtschaft und Freihandel."

Für einen erfolgreichen Aufschwung müssten der palästinensischen Wirtschaft die arabischen Märkte geöffnet werden. "Wenn wir nur an die israelischen Wirtschaft gebunden bleiben, dann wird unsere Entwicklung auch von den Israelis abhängen. Das wollen wir vermeiden." Den Israelis warf Frangi vor, sie akzeptierten die Palästinenser immer noch nicht als gleichberechtigte Partner. (APA)