Interlaken - In der Schweizerischen Interlaken ist am Samstag erneut der traditionsreiche Unspunnenstein gestohlen worden. Laut Polizei weisen Indizien auf jurassische Separatisten als Täter hin. Diese hatten den Stein bereits im Jahr 1984 entwendet.

Der rund 80 Kilogramm schwere Unspunnenstein wurde gegen zehn Uhr Früh von vier Männern in einer Sporttasche aus der Eingangshalle des Hotels Victoria-Jungfrau abtransportiert, wo er bis Jänner in einer Austellung gezeigt wird. Die Männer durchtrennten die Kette, mit der der Stein gesichert war. Auf dem Podest liessen die Täter einen Pflasterstein zurück, auf dem ein Jura-Wappen aufgemalt war.

Flugblätter

Trotz einer großräumigen Absperrung um das Hotel und Personen- sowie Fahrzeugkontrollen wurde die Polizei der Täter nicht habhaft. Neben dem Pflasterstein deutet ein zweites Indiz auf jurassische Separatisten als Täter hin, wie ein Sprecher der Kantonspolizei Bern auf Anfrage sagte. Vor ein oder zwei Wochen seien in Interlaken von den Separatisten unterzeichnete Flugblätter verteilt worden, die im Hinblick auf das Unspunnenfest eine überraschende Aktion ankündigten.

In einer Aussendung schreibt die jurassische Separatistengruppe "Beliérs", es sei offensichtlich, dass der Unspunnenstein erneut in jurassischen Händen sei. Wenn Bern den Stein zurückhaben wolle, müsse es den Südjura aus seiner Vormundschaft freigeben. Ein konkretes Eingeständnis, die Tat begannen zu haben, macht die Gruppe aber nicht.

Jura-Separatisten hatten den Unspunnenstein im Juni 1984 aus einem Museum in Interlaken gestohlen. Für die Freigabe des Brockens forderten sie die Angliederung von drei Verwaltungsbezirken im Kanton Bern an den Kanton Jura. Danach gab es viele Gerüchte über den Verbleib des Steins. Ein Berner Fotograf wollte ihn vor zwei Jahren in einem Weinkeller in Belgien entdeckt haben. Im Jahr 2001 tauchte der Stein als Geschenk verpackt am traditionellen Pferdemarkt im jurassischen Saignelégier wieder auf.

Der Unspunnenstein ist ein Symbol für schweizerisches Brauchtum und für wiedergefundenen Zusammenhalt innerhalb des Bundes nach dem Untergang der alten Eidgenossenschaft. Schon 1805, beim ersten Trachten- und Alphirtenfest auf der Unspunnenwiese bei Interlaken, wurde er gestoßen. Das Unspunnenfest gedenkt der Aussöhnung im 13. Jahrhundert zwischen Lokalfürst Burkard von Unspunnen und dem Gründer Stadt Bern, Berchtold V. von Zähringen. (APA/sda)