New York - Der amerikanische Journalist und Autor Hunter S. Thompson hat sechs Monate nach seinem Selbstmord die Welt mit einem lauten Knall verlassen. In 34 Feuerwerkskörper verpackt wurde die Asche am Samstag bei Sonnenuntergang (rund 03.30 MESZ) aus einer Kanone auf dem Familiengrundstück nahe Aspen im US-Bundesstaat Colorodo in alle Winde geschossen. "Er liebte Explosionen", sagte seine Witwe Anita zu der ungewöhnlichen Beisetzung, die die Familie im Kreis von rund 250 Gästen mit Musik und - ganz im Sinne des Verstorbenen - mit viel Alkohol feierte.

Johnny Depp finanzierte Beisetzung

Das außergewöhnliche Spektakel hat der enge Freund Thompsons, der Schauspieler Johnny Depp, mit rund zwei Millionen Dollar (1,6 Millionen Euro) finanziert. Auf dem Anwesen, der "Eulen-Farm", wurde extra ein 46 Meter hoher Turm für die Kanone errichtet. Die Kanone hat die Form einer Faust mit zwei Daumen und wurde von Thompson selbst entworfen. Thompson hatte sich am Alter von 67 Jahren am 20. Februar während eines Telefonats mit seiner Frau mit einem Kopfschuss das Leben genommen.

Vertreter des "New Journalism"

Der Sport- und Politikreporter revolutionierte den amerikanischen Journalismus und gehörte seit Beginn der 70er Jahre zu den radikalsten Vertretern des so genannten "New Journalism".

Mit einer unter schwerem Alkoholeinfluss geschriebenen, aberwitzigen Reportage über das berühmteste Pferderennen in den USA, das Kentucky Derby", wurde Thompson 1970 über Nacht der Begründer des so genannten "Gonzo"-Journalismus.

In diesen subjektiven Reportagen ohne feste Regeln werden eigene Erlebnisse mit Analysen, fiktiven Geschehnissen, einer gehörigen Portion Sarkasmus sowie Drogen- und Alkoholvisionen vermengt. Der Journalist übt keine Distanz, sondern ist selbst Teil des Ereignisses und wie im Falle Thompsons oft sogar wichtiger als das Geschehen selbst.

Zu international bekanntesten Büchern Thompsons gehören die "Hells Angels" (1966) sowie sein Buch über die Jagd nach dem amerikanischen Traum "Angst und Schrecken in Las Vegas" (1971). Johnny Depp spielte in der Filmadaption des Buches 1998 die Hauptrolle und wurde ein enger Freund des Schriftstellers.

Vorbild Ernest Hemingway

Eines der großen literarischen Vorbilder Thompsons war der US- Schriftsteller Ernest Hemingway, der sich 1961 ebenfalls erschossen hatte. Thompson stellte erstmals 1978 in einer Dokumentation des britischen Fernsehsenders BBC seine Pläne für den Abschuss der Asche vor. Die "Aspen News" berichtete unter Berufung auf die 32-jährige Ehefrau Anita, dass der Autor zum Abschied keine Tränen sehen, sondern Eis in den Whiskey-Gläsern klicken hören wolle. Ein alter Freund Thompsons beklagte am Samstag allerdings, die Feier sei eine Hollywood-Inszenierung: "Ich bin sicher, so hätte Hunter es nicht gemacht", sagte George Stranahan. "Aber wenn Deine Freunde einen Fehler machen, musst du sie unterstützen." (APA/dpa/AP/AFP)