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Ivanschitz freut sich: sein Gesicht ist auch in russischen Zeitungen zu sehen.

Foto: Reuters/Zolles
Moskau - Der österreichische Fußball-Meister SK Rapid Wien steht vor seinem wohl wichtigsten Spiel der vergangenen Jahre. Ein Sieg oder ein Remis mit zwei oder mehr Treffern auf beiden Seiten am Dienstag (17 Uhr/live ATVplus und Premiere Sportportal) auswärts gegen Lok Moskau, und die Hütteldorfer hätten das Ticket für die Champions League in der Tasche.

Nur eine Glanzleistung kann weiterhelfen

Die Vorzeichen sprechen nach dem 1:1 im Hinspiel der dritten Qualifikationsrunde aber nicht gerade für Rapid, wie auch Trainer Josef Hickersberger weiß. "Klar ist, dass wir über uns hinauswachsen müssen. Wir werden eine Glanzleistung benötigen, um aufzusteigen. Schließlich hat als bisher letzte Mannschaft im Europacup Real Madrid im März 2003 auswärts gegen Lok gewonnen", erklärte der frühere ÖFB-Teamchef.

Seine Mannschaft benötigt zwar mindestens ein Tor, auf Teufel komm raus lässt Hickersberger aber nicht stürmen. "Vielleicht gelingt es uns, länger ein 0:0 zu halten. Dann werden wir schauen: Wenn wir das Gefühl haben, dass wir gut drauf sind, werden wir schon in der Pause mehr riskieren, ansonsten lassen wir uns länger Zeit", sagte "Hicke".

Der Geist von Kasan

Nichts wünscht sich der Coach sehnlicher, als in Führung zu gehen. "Das wäre psychologisch extrem wichtig. Dann könnte die Partie ähnlich laufen wie in Kasan", ist Hickersberger überzeugt. Vor einem Jahr schafften die Hütteldorfer in der UEFA-Cup-Qualifikation nach einer 0:2-Heimniederlage im Rückspiel gegen Rubin das "Wunder von Kasan" und stiegen dank eines 3:0 noch auf.

Um eine ähnliche Überraschung zu schaffen, gilt es aber im Vergleich zum Hinspiel einige Fehler abzustellen. "Wir dürfen Lok nicht mehr so viel Räume geben. In Wien haben wir zu langsam von Offensive in Defensive umgeschaltet, dadurch haben wir die Russen oft nicht in den Griff bekommen", sagte Hickersberger.

Mit dem Hinspiel gar nicht unzufrieden

Dass die Chance auf den Aufstieg noch lebt, hat Rapid auch der Nachlässigkeiten der Russen in deren stärkster Phase im Hanappi-Stadion zu verdanken. "Die Russen waren in der ersten Hälfte wirklich großartig, wir nach dem frühen Gegentor geschockt. Wenn man den Spielverlauf in der ersten Partie betrachtet, sind wir mit dem Resultat gar nicht unzufrieden, denn dadurch sind wir wenigstens noch im Rennen", gab der Rapid-Trainer zu.

Nun werden die Karten in Moskau wieder neu gemischt, ist der 57-Jährige überzeugt. "Da wird sich herausstellen, wie das Kräfteverhältnis wirklich ist." Den Heimvorteil von Lok im wahrscheinlich mit 28.500 Zuschauern (darunter rund 200 Rapid-Fans) ausverkauften Lokomotiv-Stadion sieht Hickersberger nicht als Nachteil für seine Elf. "Bei uns spielt es kaum eine Rolle, ob wir daheim oder auswärts spielen. In dieser Saison haben wir auswärts sogar die deutlich bessere Bilanz", sagte der Betreuer und wies auf das enttäuschende Mattersburg-Spiel am vergangenen Samstag hin.

Niederlage als "Schuss vor den Bug"

Das 1:2 im Hanappi-Stadion gegen die Burgenländer war nicht nur die erste Niederlage nach acht Pflichtspielen, sondern auch die zweite Heimschlappe im vierten Saisonspiel - eine für die als heimstark bekannten Rapidler dürftige Bilanz. "Aber das Mattersburg-Spiel ist abgehakt. Ich habe eine intelligente Mannschaft, die aus diesem Match sicher die richtigen Lehren ziehen wird. Das 1:2 war ein Schuss vor den Bug, und ich bin sicher, dass wir in Moskau anders auftreten werden." Die Enttäuschung gelte es nun so schnell wie möglich aus den Köpfen zu bekommen, "denn wir brauchen eine gewisse Lockerheit. Verkrampfte Kicker spielen nicht gut", so Hickersberger.

Wenn die Rapidler in Moskau auch Außenseiter sind, so dürfen sie vor dem 185. Europacup-Spiel der Vereinsgeschichte doch zumindest aus der Statistik Hoffnung schöpfen. In fünf Europacup-Auftritten in Moskau landeten die Hütteldorfer bei drei Remis zwei Siege, alle Ergebnisse würden am Dienstag zumindest für eine Verlängerung reichen. Außerdem kam der Meister in allen fünf K.o.-Duellen mit russischen Klubs weiter.

"Es wäre großartig"

Sollte Rapid auch im sechsten Aufeinandertreffen die Oberhand behalten, wäre dies laut Hickersberger "für den Klub in finanzieller Sicht großartig, für die Spieler eine einmalige Chance, sich international zu präsentieren und auch für mich persönlich als Erfolg zu verbuchen. Schließlich gelingt es ja nicht jedes Jahr einem österreichischen Klub, in der Champions League zu spielen."

Tatsächlich muss Österreich bereits seit 2000/01 (Sturm Graz) auf einen Vertreter in der Eliteliga warten. Für Rapid wäre es die zweite Champions-League-Teilnahme nach 1996/97. Im Falle eines Scheiterns wäre Lok nach dem Aufstieg in der entscheidenden Quali-Runde gegen FC Tirol (2001) und GAK (2002) endgültig der Österreicher-Schreck, und die Grün-Weißen müssten mit der ersten UEFA-Cup-Runde vorlieb nehmen.

Dollinger nicht fit

Wenige Stunden vor dem Abflug nach Russland hat Hickersberger noch einen Ausfall zur Kenntnis nehmen müssen. Wegen einer Darmgrippe machte Mittelfeldspieler Matthias Dollinger die Reise am Montagvormittag nicht mit.(APA)