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derStandard.at: Der ehemalige Vizekanzler Erhard Busek ruft nach einem Generationswechsel, da die Parteien in ihrem derzeitigen Zustand für die Jungen (18 bis 30 Jahre) nicht attraktiv seien. Entspricht die Unattraktivität der Realität?

Hajek: Es exisitiert prinzipiell eine Parteien- und Politikerverdrossenheit, die sich vermutlich auch mit einem Generationswechsel nicht großartig ändern würde. Außerdem kommt es darauf an, wie man Generationswechsel definiert, ob man meint, dass ältere Semester ausgewechselt werden sollen oder prinzipiell Politiker, sie schon länger im Geschäft sind. Beides halte ich für einen verfehlten Ansatz. Sowohl Schüssel als auch Gusenbauer haben bei den Sympathiewerten Schwächen, ein Generationswechsel würde das Problem der Politikerverdrossenheit unter den Jugendlichen aber sicher nicht lösen.

derStandard.at: Was ist das "Unattraktive" an den Parteien und Politikern?

Hajek: Auf der einen Seite haben die Menschen einfach genug vom aggressiven Politikmarketing. Auf der anderen Seite ist die reale politische Alltagsarbeit sehr unattraktiv, verzettelt sich oft in juristischen Detailfragen, die junge Menschen nicht interessieren. Wir haben eine Befragung zum Zeitungsleseverhalten durchgeführt und unter höheren Bildungsschichten festgestellt, dass die Außenpolitik der Innenpolitik aus diesen Gründen vorgezogen wird.

derStandard.at: Also ist es eigentlich egal, wer die handelnden Personen und Parteien sind?

Hajek: Korrekt. Das ist so. Natürlich werden die Wähler eine Partei nicht nur deswegen abwählen, weil sie "unattraktiv" ist, sie haben dann schon konkrete Gründe, wie zum Beispiel die schlechte Lage am Arbeitsmarkt, die schlechte soziale Lage et cetera. Und auch der Spitzenkandidat spielt eine wichtige Rolle und da hat derzeit Schüssel im direkten Kanzlerduell die Nase vorn.

derStandard.at: Welche Persönlichkeiten wären in den jeweiligen Parteien für die Jungen "attraktiver" als Schüssel oder auch Gusenbauer?

Hajek: Das ist natürlich jetzt politischer Kaffeesud. Im Vorhinein kann man das nicht sagen. Ein Beispiel dafür ist Wolfgang Schüssel selbst, der 1995 die ÖVP mehr oder weniger als Kompromisskandidat übernommen hat. Er ist damals angetreten mit dem Ziel, Kanzler zu werden. Darüber hat man nicht nur in den anderen Parteien, sondern auch innerhalb der ÖVP herzlich gelacht. Heute sprechen alle vom großen Kanzler Wolfgang Schüssel.

Wer von der ÖVP derzeit bei den Jungen gut ankommt, ist zum Beispiel Josef Pröll. Er verkörpert ein sehr relaxtes, konservatives, aber eben nicht zu konservatives Weltbild und ist mit seinen 37 Jahren ein Vertreter der jungen Generation. Das heißt nicht, dass er ein idealer Kanzlerkandidat wäre, aber er kommt gut an. Bei der SPÖ sehe ich derzeit keinen klassischen Kandidaten. Gabi Burgstaller wäre sicher auch eine Persönlichkeit, die Jung und Alt sympathisch ist.

derStandard.at: Welche Koalition ist derzeit der Favorit unter den Jungen?

Hajek: Die Jungen sind hier laut Umfragen nach vielen Seiten offen. Die große Koalition ist - anders als beim Durchschnitt der ÖsterreicherInnen - bei ihnen nicht das Liebkind. Sie liegt in Umfragen ungefähr gleich auf mit Schwarz-Grün oder Rot-Grün, tendenziell wird Rot-Grün favorisiert.