Einer ihrer Ex-Kollegen, Finanzexperte Paul Kirchhof, sorgt derweil in der Union für Unruhe. Kaum ins Wahlkampfteam von Kanzlerkandidatin Angela Merkel berufen, gab der Finanzminister in spe dem Spiegel ein Interview und erklärte: "Natürlich will ich meine Konzepte auch in einer Regierung durchsetzen." Sein Steuermodell sieht nur noch einen einzigen Steuersatz von 25 Prozent vor, dafür gibt es keine Steuervergünstigungen mehr. In ihrem Wahlprogramm haben sich CDU und CSU hingegen auf Steuersätze zwischen zwölf und 39 Prozent festgelegt.
Während Michael Glos, CSU-Landesgruppenchef im Bundestag, Kirchhof applaudierte, schränkte CDU-General Volker Kauder ein: "Das ist mit unserem Regierungsprogramm so jetzt nicht umsetzbar." Schon war mitten im Wahlkampf eine Debatte entbrannt, die Merkel gar nicht wünscht. Also griff die Chefin ein und pfiff ihren Newcomer in einem ZDF-Interview zunächst zurück: "Unser Programm gilt. Und Professor Kirchhof hat sich auf der Basis dieses Programmes bereit erklärt, mitzuarbeiten."
Bei Sabine Christiansen (ARD) rühmte sie Kirchhof dann wieder als "Visionär" und meinte: "Er soll uns drängen, er soll uns anspornen." Der Steuerexperte habe ihr ausdrücklich gesagt, dass er das Konzept der Union als wesentlichen Schritt auf dem Weg zu seiner Vision sehe.