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Installation anlässlich des World Environment Day 2005 im spanischen Valencia

Foto: Reuters/Kalis

Anders als durch die oft sehr trockene Sprache der Wissenschaft erlauben Kunst und Kultur die Emotionen und damit ganz direkt Lebensqualität und Lebensvielfalt anzusprechen. Nachhaltige Entwicklung kann so auch emotional und nicht nur intellektuell erlebt werden. Die Künste sind besonders dazu geeignet, den gegenwärtigen Zustand einer Gesellschaft darzustellen sowie Visionen für die Zukunft zu transportieren. Hinter dem Faktischen kann so das Mögliche erahnt werden. In diesem Sinne können Künstler auch als Vordenker, als "Vorahner" einer neuen Wirklichkeit, oder gar als emotionale Boten der Zukunft in der Gegenwart verstanden werden. Im Rahmen des Monatsthemas August 2005 soll nachhaltige Entwicklung dementsprechend auch auf emotionaler Ebene dargestellt werden; denn eine derartige Vorgangsweise bietet möglicherweise die Chance, dass wesentlich mehr Menschen mit den Ideen von Nachhaltigkeit in Verbindung treten, Interesse und Spaß daran entdecken und zu einer Diskussion (nicht nur, aber auch im Kopf) bereit sind.

Eine Vielzahl von Kunstprojekten zeigt, dass sich die Beschäftigung von KünstlerInnen mit nachhaltigkeitsrelevanten Themen nicht nur in einer Verbreiterung des Diskurses in der Gesellschaft auswirkt, sondern auch praktische Ergebnisse zu erzielen vermag. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist die Wiener Künstlergruppe WochenKlausur, die auf Einladung von Kunstinstitutionen auf eine unverwechselbar pragmatische Weise kleine, aber sehr konkrete Vorschläge zur Verringerung gesellschaftlicher Defizite entwickelt und diese Vorschläge auch umsetzt. Auf Grund so einer "sozialen Intervention" – wie die Gruppe ihre Projekte nennt – gelang es 1993 eine ärztliche Erstversorgung für Obdachlose in einem Autobus einzurichten. Mittlerweile versorgt dieser Bus, der mit dem Namen "Louise" getauft wurde, monatlich rund 700 Patienten ohne Krankenschein - anonym und kostenlos, egal ob In- oder Ausländer. Das Management des Projektes wurde von der Hilfsorganisation Caritas übernommen.

Mit einer Reihe von weiteren Beispielen wird gezeigt, wie von unterschiedlichsten Ansätzen geprägte Kulturprojekte in der Lage sind, Nachhaltigkeit auf den verschiedensten Ebenen anzusprechen. Auch der Themenumfang ist von erstaunlicher Breite – Umweltprojekte ergänzen sich mit Projekten, die den Schwerpunke auf soziale Themen setzten und solchen, die die Ganzheitlichkeit nachhaltiger Entwicklung beleuchten wollen und bilden so ein Ganzes, das in seiner Vielschichtigkeit in der Lage ist, Menschen aus sämtlichen Bevölkerungsschichten zu erreichen.

Abgerundet wird das Monatsthema nicht nur durch die üblichen Gastkommentare (u.A. von Andreas Mailath-Pokorny, Franz Morak und Mercedes Echerer), sondern ebenso durch ein von Hermann-Josef Hack entwickeltes Projekt mit dem Titel "Morgen-Wald" . Dieses Projekt soll möglichst viele Menschen dazu einladen, Botschaften in virtuelle Baumrinden "einzuritzen", und so ihre Gedanken über eine zukunftsfähige Entwicklung zum Ausdruck zu bringen.