Rom - Die Partei des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi will sich für eine stärkere Beteiligung der Frauen an der Politik einsetzen. "Wir sollten uns an Spanien ein Beispiel nehmen. Die Hälfte der Ministerposten in der nächsten Regierung sollen an Frauen vergeben werden", sagte der Koordinator der Berlusconi-Partei Forza Italia, Sandro Bondi.

Bondis Worte sorgten für hitzige Debatten. Die Linke beschuldigte die Forza Italia, reine Propaganda zu machen, um bei den Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr Stimmen zu gewinnen. "Die Wahrheit ist, dass im Kabinett Berlusconi nur zwei Frauen einen Ministerposten besetzen, die Hälfte im Vergleich zu den Mitte-Links-Regierungen", so die linksdemokratische Senatorin Vittoria Franco.

Widersprüchlich

Italien zählt europaweit zu den Ländern mit der niedrigsten Zahl von Frauen in der Politik. Mit 9,2 Prozent Frauen in der Volksvertretung ist Italien europaweit das Schlusslicht. Schweden liegt mit 42,7 Parlamentarierinnen an erster Stelle. In Spaniens sozialdemokratischer Regierung sind die Hälfte der Ministerposten mit Frauen besetzt.

Die italienischen Senatoren hatten im vergangenen November ein Gesetzesprojekt blockiert, das die Frauenbeteiligung am politischen Leben fördern wollte. Dem Projekt zufolge sollte mindestens ein Drittel der Wahllisten aus Frauen bestehen. "Das Projekt wurde im Parlament gestoppt, weil die Senatoren befürchten, ihren Sitz zu verlieren", protestierten einige italienische Parlamentarierinnen.

Gleichberechtigungs-Kommission

Das Gesetzprojekt, das von Frauenministerin Stefania Prestigiacomo stark gefördert wird, soll nun von einer Kommission zur Gleichberechtigung erneut überprüft werden. Sollte das Gesetzesprojekt verabschiedet werden, würden 53 Abgeordnete und 37 Senatoren ihren Posten zu Gunsten von Frauen verlieren.

Auch der italienische Staatschef Carlo Azeglio Ciampi plädierte in den letzten Monaten wiederholt für eine aktivere Beteiligung der Frauen an der Politik. Er rief die Wählerinnen auf, für Frauen zu stimmen. Es sei wichtig, Frauen in den Institutionen zu fördern, meinte er. (APA)