Den Haag - Der als Kriegsverbrecher angeklagte serbische Nationalistenführer Vojislav Seselj hat das UNO-Tribunal in Den Haag erneut teuflischer Machenschaften bezichtigt. Die Roben der Richter entsprächen jenen der katholischen Inquisition, und die Verbeugung beim Betreten des Verhandlungssaals sei ein "satanisches Ritual", sagte Seselj als Zeuge im Völkermord-Prozess gegen den früheren jugoslawischen Staatschef Slobodan Milosevic.

Seselj war zuvor vom Vorsitzenden Patrick Robinson verwarnt worden, weil er sich beim Eintreten der Richter nicht erhoben hatte. Der glühende Nationalist sagte, ein serbisch-orthodoxer Priester habe ihn über die Bedeutung dieser "Rituale" informiert. Mit ihnen solle sein Bewusstsein beeinflusst werden. Im Verfahren gegen ihn selbst, dessen Hauptverhandlung noch nicht begonnen hat, hatte sich der frühere Vize-Premier Serbiens bereits ähnlich geäußert. Robinson wies die Aussagen als "Unsinn" zurück und drohte, die Zeugenbefragung zu beenden, wenn sich Seselj nicht an den Brauch halte.

Entlastungszeuge

Milosevic hat Seselj als Entlastungszeugen gerufen. Er soll die Anklage widerlegen, wonach Belgrad die albanische Bevölkerung in der abtrünnigen Provinz Kosovo Ende der 90er Jahre mit Mord und anderen Mitteln terrorisiert und vertrieben habe. Laut Seselj war das Gegenteil der Fall: Die Regierung in Belgrad habe die Kosovo-Albaner immer zum Bleiben aufgefordert und ihnen dabei geholfen. Die Flucht Hunderttausender sei durch die Bombardements der NATO und die Aktivitäten albanisch-stämmiger "Terroristen" verursacht worden.

Seselj ist zahlloser Verbrechen an Nicht-Serben angeklagt, für die er Gefolgsleute rekrutiert haben soll. Der serbische Ultra-Nationalist hatte sich 2003 dem UNO-Gericht freiwillig gestellt und als unschuldig bezeichnet. Es ist noch offen, wann das Hauptverfahren gegen ihn beginnt. (APA/dpa)