Ob ein Politiker/eine Politikerin für junge Wähler interessant ist, hängt nicht unbedingt vom Alter ab. Kreisky war eine imponierende Großvaterfigur, Waldheim wurde für eine angesehene internationale Figur gehalten, und Haider beeindruckte durch Opposition gegen die autoritäre Vätergeneration der Kammerfunktionäre und Gewerkschaftsbetonköpfe. Auf die heutige Spitzengarnitur übertragen: Van der Bellen ist der nicht bedrohliche Großvater, an den sich ein Junger vertrauensvoll wenden kann; Schüssel der ungeliebte bis heftig abgelehnte, aber widerwillig respektierte Chef; Gusenbauer der gescheite, aber weniger durchsetzungsfähige Lehrer; Haider der alternde Porschefahrer, aber ohne Blondine am Beifahrersitz; Strache ein junges Fossil.
Diskurs
<b>RAU: </b>Junge Politik
Bruno Kreisky, bei Amtsantritt 60 Jahre alt, erzielte enorme Erfolge unter Jungwählern
Bruno Kreisky, bei Amtsantritt 60 Jahre alt, eine relative und drei (!) absolute
Mehrheiten, erzielte enorme Erfolge unter Jungwählern. Kurt Waldheim, bei
Amtsantritt 1986 reife 68,
lag bei Erst- und Jungwählern weit vor seinem Gegenkandidaten Kurt
Steyrer. Andererseits: Als Jörg Haider noch frisch war, punktete er unter Jungwählern.
Ihre größte Gemeinsamkeit: Keiner hat jungen
Wählern eine überzeugende
Berufs- oder Ausbildungsperspektive anzubieten.
(DER STANDARD, Printausgabe, 24.8.2005)