Richtig: Die letzten beiden Begriffe hätten wir lieber nie gelesen. Stattdessen memorieren wir weiterhin jenen Dialog, an dem sich diverse Drehbuchautoren künftiger Jahrzehnte messen werden müssen: eine Krankenschwester am Bett eines seit Monaten stummen, anonymen Patienten - "Werden Sie heute mit uns sprechen?". Und dann, völlig überraschend, wenn auch eher beiläufig: "Ja, ich denke, das werde ich tun."
Schon im Mai interessierten sich Filmproduzenten für die Geschichte des "Piano Man", jenes jungen, angeblich hochbegabten Fremden, der über Wochen und Monate beharrlich Rätsel über seine Vergangenheit und Herkunft aufgab. Fast bedauernd sagte ein Studioboss: "Noch ist das Ende dieser Geschichte leider offen." Aber was gibt es Schöneres als offene Enden - oder ein sturmumtostes, bestenfalls von Klavierakkorden verziertes Schicksal ohne erkennbaren Ursprung?
Talkshow-Man?
Dass der "Piano Man" sich jetzt als angeblich 20-jähriger schwuler, arbeitsloser, selbstmordgefährdeter Bayer mit bäuerlicher Herkunft geoutet hat, stört unseren Sinn für Mysterien beträchtlich. Quälend die Frage, ob er jetzt von Talkshow zu Talkshow weitergereicht werden wird. Und dann fragt Beckmann: "Jetzt sagen Sie doch einmal ganz ehrlich . . ." Ein Horrorszenario! Bevorzugen wir nicht eher den zarten Grusel, aus dem heraus der "Piano Man" wiederholt mit dem berühmten deutschen Findelkind Kaspar Hauser verglichen wurde?
Auch damals, 1828, pries etwa der Nürnberger Bürgermeister angesichts eines Menschen ohne Vergangenheit die "höchste Unschuld der Natur" und "herrlichste Anlagen des Geistes, Gemüths und Herzens": Vielleicht sei Hauser sogar ein entführter Prinz!