SP-Chef Gusenbauer kritisiert beim Europäischen Forum Alpbach mangelnde Demokratie und ortet "Ersatz-Götzenfunktion"
Redaktion
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Alpbach - "Europa ist ein demokratiepolitischer Zwitter," sagte SP-Vorsitzender Alfred Gusenbauer am Mittwoch beim
Europäischen Forum Alpbach. Europa habe "quasi den Anspruch,
demokratisch zu sein". Europa biete den Menschen aber andererseits
nicht die Möglichkeit, seine Verantwortlichen abzuwählen. Auch
geänderte Mehrheitsverhältnisse im EU-Parlament würden die
europäische Politik nicht ändern. "Die nicht vollendete Demokratie"
sei Grund der "Crux", sagte er. Viele Menschen seien unzufrieden.
"Ersatz-Götzenfunktion"
Gusenbauer ortete zudem eine "Ersatz-Götzenfunktion" Europas.
Viele Bereiche, die in die EU-Kompetenz fallen, würden über
Richtlinien und Verordnungen in nationales Recht einfließen. Dies sei
"ein nicht hinterfragungswürdiger Automatismus". Außerdem seien einige EU-Entscheidungen "sachlich nicht
nachvollziehbar". Als Beispiel nannte er das kürzlich ergangene
Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Dass nun an
österreichischen Universitäten deutsche Studenten "günstiger"
studieren könnten, sei für viele unverständlich. Gusenbauer sprach in
dem Zusammenhang von einem "Dogma".
"Lineares Fortschrittsverständnis"
Den EU-Bürgern missfalle auch das "lineare
Fortschrittsverständnis" in der EU, sagte Gusenbauer weiter. Es gebe
den Anspruch nach "immer mehr Integration, ohne dass gefragt wird, ob
das gut ist oder ob das schlecht ist". Europa habe "fundamentale
Probleme" und Defizite in der Sozial- und Wirtschaftspolitik. Die
Frage sei oft, "wer versucht Europa für seine Interessen zu
instrumentalisieren", sagte Gusenbauer. "Doch das wäre alles kein
Problem, wenn Europa demokratisch wäre." (APA)
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