Wien - Bosnien-Herzegowina statt Afghanistan. Islamische Fundamentalisten betreiben einem US-Agenturbericht zufolge unbehelligt Ausbildungslager für Terroristen in den bosnischen Bergen. Die Agentur "Cybercast News Service" (CNS) veröffentlichte auf ihrer Internetseite ein Video, auf dem Trainingsaktivitäten in freier Natur und Gebäuden unter anderem mit Sprengstoff zu sehen sind. Die Terrorzellen in Bosnien seien "aktiv", zitiert CNS den Terrorexperten Evan Kohlmann.

Wiedereröffnung als "Jugendlager"

Zwar seien die während des Bosnien-Krieges betriebenen bekannten Lager geschlossen worden, hätten aber als "Jugendlager" getarnt wieder aufgemacht. "Sie werden in der Regel von einem früheren Mujaheddin-Mitglied geleitet, jemand mit militärischer Erfahrung, oder ein fundamentalistischer Prediger", sagte Kohlmann. Die Ausbildungscamps befänden sich in den Bergen oder sogar Nationalparks. "Es klingt zwar lächerlich, aber es ist schwer, ihnen auf die Spur zu kommen". Die Lagerleiter würden nämlich sehr leicht den Ort wechseln können. Außerdem würde teilweise innerhalb von Jugendzentren und Turnsälen von Schulen trainiert. Kohlmann betont aber, dass nur sehr wenige Einheimische an diesen Aktivitäten beteiligt seien. Es handle sich hauptsächlich um Syrer, Ägypter und Algerier.

Zuflucht für Terroristen

Zahlreiche Terroristen hätten in Bosnien Zuflucht gefunden, darunter der Marokkaner Karim Said Atmani. Der von einem französischen Gericht wegen seiner Verwicklung in Attentatspläne verurteilte Atmani sei jüngst "wegen guter Führung" aus der Haft entlassen worden. "Das ist sehr beunruhigend. Er hat versprochen, den Jihad (Heiligen Krieg) bis zum Ende zu führen, das heißt bis zum Tod oder Sieg", sagte Kohlmann.

Außerdem seien in Bosnien islamische Wohltätigkeitsvereine tätig, die Terrorgruppen finanzierten, wie die auf einer schwarzen Liste des US-Finanzministeriums stehende "Islamische Stiftung Al-Haramain" (AHF). Sie habe ihre Büros in Bosnien nach einer Intervention aus den USA zwar geschlossen, später aber unter dem Namen "Vazir" wieder geöffnet. Es sei nur das Türschild ausgewechselt worden", sagte Kohlmann. Offiziell handelt es sich dabei um einen "Sport-, Kultur- und Bildungsverein". Nach US-Erkenntnissen soll Al-Haramain Kontakte zur ägyptischen Terrorgruppe Gamaa al-Islamiya haben. (APA)