Der Bezahlfernsehsender Premiere lagert seine operativen IT-Aktivitäten mit knapp 100 Beschäftigten aus. Zum 1. September werde der Bereich an den französisch-niederländischen IT-Dienstleister Atos Origin übertragen, teilte Premiere am Dienstag in München mit. Der Outsourcing-Vertrag habe eine Laufzeit von zehn Jahren und umfasse ein Gesamtvolumen im unteren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

"Die Kernkompetenzen von Premiere sind exklusives Programm und innovatives Marketing, nicht die Informationstechnologie"

Die betroffenen Mitarbeiter in Hamburg und München würden von Atos weiter beschäftigt. "Die Kernkompetenzen von Premiere sind exklusives Programm und innovatives Marketing, nicht die Informationstechnologie", begründete Premiere-Finanzvorstand Michael Börnicke den Schritt.

Während die strategische Steuerung der IT-Landschaft bei Premiere bleibe, seien die operativen Aufgaben bei einem spezialisierten Unternehmen besser aufgehoben. Mit dem Schritt schließe man den Rückzug aus dem operativen IT-Bereich ab. Zuvor seien bereits sämtliche SAP-Anwendungen sowie der Betrieb und die Weiterentwicklung der Programmdatenbank APIX an externe Dienstleister übertragen worden. Auswirkungen auf die Kosten und das Ergebnis wurden nicht beziffert. "Der Ergebniseffekt ist in unseren mittelfristigen Planungen berücksichtigt", sagte ein Unternehmenssprecher, ohne Details zu nennen. "Im Vordergrund stehen Effizienzgewinne."

Optimal

Für die Mitarbeiter sei die Lösung "optimal", hieß es. "Kein Arbeitsplatz geht verloren, unsere IT-Spezialisten können sich auf spannende neue Aufgaben bei einem der renommiertesten IT-Unternehmen der Welt freuen." Im vergangenen Jahr kam Atos Origin mit 46.600 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 5,3 Mrd. Euro.

Zu Atos Origin hatte es erst am Vormittag neue Verkaufsgerüchte gegeben. Die Deutsche Telekom ist nach einem Pressebericht an einer Übernahme des französisch-niederländischen IT-Dienstleisters interessiert. Die Geschäftskundensparte T-Systems prüfe eine Akquisition, berichtete das "Handelsblatt" am Dienstag. Ein Telekom-Sprecher lehnte einen Kommentar dazu ab.

Übernahme

Nach Angaben aus Branchenkreisen würde Atos Origin eine gute Ergänzung für T-Systems sein. Atos sei in den Niederlanden und Frankreich stark und passe damit zu der Telekom-Tochter, die vor allem in Deutschland präsent sei. Die Telekom hatte sich nach dem drastischen Schuldenabbau in den vergangenen Jahren zuletzt wieder offen für Großakquisitionen gezeigt. So prüften die Bonner mit KPN eine gemeinschaftliche Übernahme des britischen Mobilfunkanbieters O2, der mit rund 20 Mrd. Euro zu Buche geschlagen hätte.

Nach Angaben von Experten stecken die europäischen IT-Dienstleister in einer Konsolidierungsphase. In den vergangenen Monaten haben Branchenschwergewichte aus den Vereinigten Staaten ihre Position in Europa durch Zukäufe gestärkt. HP erwarb etwa die ThyssenKrupp-Tochter Triaton. Atos Origin wurde bereits als Kooperationspartner für Siemens Business Services (SBS) genannt. (APA)